Das russische Außenministerium hat heute der Leiterin des ORF Moskau, Carola Schneider, die Akkreditierung entzogen und sie aufgefordert, zeitnah das Land zu verlassen. Damit sind nach der Ausweisung von Maria Knips-Witting vor etwas mehr als zwei Wochen keine ORF-Journalisten mehr in dem kriegsführenden Land vertreten. Der ORF sieht in einer Aussendung einen „Willkürakt gegenüber unabhängiger Berichterstattung“ gegeben.

Carola Schneider hatte erst mit 1. Oktober 2023 nach einer Bildungskarenz wieder die Leitung des ORF-Korrespondentenbüros in Moskau übernommen. Sie gilt als ausgewiesene Russland-Expertin und hatte nach Stationen in Paris und Zürich bereits zwischen 2011 und 2021 aus Moskau berichtet. Zwischen 2021 und 2023 hatten Paul Krisai und Miriam Beller für den ORF aus Russland berichtet, beide kehrten im Vorjahr auf eigenen Wunsch nach Wien in die ORF-Zentrale zurück.

Österreichische Journalisten ausgewiesen

Erst vor zwei Wochen musste die österreichische Journalistin Maria Knips-Witting Russland verlassen: Der ORF-Korrespondentin wurde die Akkreditierung entzogen, sie wurde zur Ausreise aufgefordert, teilte das Moskauer Außenministerium mit. Es handle sich demnach um eine „Spiegelmaßnahme“ auf den Entzug der Akkreditierungen der beiden russischen Korrespondenten der Staatsagentur Tass in Österreich, Iwan Popow, der als Mitarbeiter eines Auslandsnachrichtendienstes gilt, sowie seiner Kollegin Arina Dawidjan. Knips-Witting ist mittlerweile wieder in Österreich und berichtet von Wien aus über die Vorgänge in Russland.

Neue Akkreditierung beantragt

Der ORF reagierte in einer ersten Stellungnahme: „Die russischen Behörden haben der Leiterin des ORF Moskau, Carola Schneider, heute die Akkreditierung entzogen und sie aufgefordert, zeitnah das Land zu verlassen. Der ORF nimmt die Entscheidung Russlands zur Kenntnis, kann diese jedoch überhaupt nicht nachvollziehen. Carola Schneider hat seit vielen Jahren höchst kompetent aus Moskau berichtet und stets alle russischen Gesetze eingehalten. Die heutige Maßnahme kann nur als Willkürakt gegenüber unabhängiger Berichterstattung interpretiert werden. Ebenso wie zuvor die Ausweisung von ORF-Korrespondentin Maria Knips-Witting. Beide Topjournalistinnen werden selbstverständlich weiter in gewohnter Qualität über Russland berichten, vorerst aus der Auslandsredaktion in Wien.“ Derweil bemüht sich der ORF um neue Akkreditierungen.

Nicht auszuschließen ist laut einem ORF-Sprecher, dass das ORF-Büro zwischenzeitlich vakant ist, eine neue Akkreditierung also nicht rechtzeitig ausgestellt wird. Wer vom ORF als Russland-Korrespondent nominiert wird, ist aktuell nicht bekannt.