In Österreichs Medien macht er sich mittlerweile rar, dem Schweizer „Blick“ gab der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (37, ÖVP) nun ein Interview: Ausgiebig zur Sprache kamen dabei die auch den österreichischen Wahlkampf prägenden Themen Migration und Umwelt, außerdem Russland sowie der Rechtsruck in Europa.
„Was Demokratie ausmacht, ist die Vielfalt an Meinungen. Insofern sollte man jetzt einfach zur Kenntnis nehmen, dass eine größer werdende Gruppe innerhalb Europas in zentralen Fragen wie der Migration, der Standortpolitik, der Klima- und Energiepolitik, aber auch bei der Frage, wie viel Vereinheitlichung die EU braucht, eine andere Haltung vertritt“, so der einstige ÖVP-Chef zu den in Europa stärker werdenden rechten politischen Kräften.
Kurz auf die Frage, ob Ereignisse wie die Messerattacke von Mannheim für die Gewinne der rechten Parteien nicht auch eine wichtige Rolle spielen: „Fälle wie Mannheim sind ja nur die Ergebnisse dieser Fehlentwicklung. Die entscheidende Frage lautet: Wen lässt man zuwandern und wen nicht? Die Europäische Union ohne Grenzen nach innen kann langfristig nur funktionieren, wenn es einen funktionierenden Außengrenzschutz gibt.“
Die Möglichkeiten beim Klimaschutz hält der ehemalige Bundeskanzler für limitiert: „Ich habe den Eindruck, dass man im Kampf gegen den Klimawandel manchmal glaubt, Deutschland oder Europa könnten die ganze Welt alleine retten.“ Von der Energie- bis zur Steuerpolitik würden „Maßnahmen gesetzt, die nicht unbedingt dazu beitragen, dass es für Industrieunternehmen attraktiv bleibt, in Deutschland zu produzieren“, so der 37-Jährige, der sich mittlerweile aus der Politik zurückgezogen hat.