Bei einem Angriff von Houthi-Rebellen auf ein Frachtschiff vor der Küste des Jemens hat es am Mittwoch erstmals Todesopfer gegeben. Wie das US-Zentralkommando am Mittwochnachmittag (Ortszeit) mitteilte, sind drei Menschen an Bord des Schiffs "True Confidence" ums Leben gekommen, als es von einer ballistischen Rakete getroffen wurde. Vier Menschen seien verletzt worden. Es gebe beträchtliche Schäden am Frachter. Die Rebellen hatten Mitte November mit ihren Angriffen begonnen.
Zunächst hatte es aus Schifffahrtskreisen geheißen, drei Seeleute würden vermisst und vier weitere hätten schwere Verbrennungen erlitten. An Bord befanden sich 20 Seeleute und drei bewaffnete Sicherheitskräfte. Berichten zufolge trieb der getroffene Frachter brennend im Meer.
Der Vorfall habe sich 50 Meilen südwestlich der jemenitischen Hafenstadt Aden ereignet, teilten die in Liberia gemeldete Eignerfirma True Confidence Shipping und der griechische Betreiber Third January Maritime mit. An Bord seien 15 Männer von den Philippinen, vier aus Vietnam, zwei aus Sri Lanka sowie je einer aus Indien und Nepal gewesen. Das Schiff sei unter der Flagge von Barbados gefahren. Die Houthi-Rebellen aus dem Jemen bekannten sich zu dem Angriff.
Gegenschlag der USA
Mehrere Stunden nach dem Zwischenfall griffen die USA eigenen Angaben zufolge zwei Drohnen in einem von den Houthi kontrollierten Gebiet im Jemen an. Die Drohnen stellten "eine unmittelbare Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine in der Region dar", teilt das US-Zentralkommando (CENTCOM) mit. Ob die Angriffe erfolgreich waren, ist zunächst unklar.
Immer wieder Angriffe
Die Extremisten haben in den vergangenen Monaten immer wieder Handelsschiffe angegriffen - nach ihren Angaben aus Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen, gegen die das israelische Militär seit dem Überfall der Extremisten auf Israel Anfang Oktober vorgeht. Sowohl die Houthi als auch die Hamas werden von Israels Erzfeind Iran unterstützt. Die Houthi haben erklärt, sie würden Schiffe mit Bezug zu Israel, den USA und Großbritannien angreifen. Erst kürzlich sank der britische Frachter "Rubymar", der bei einer Houthi-Attacke schwer beschädigt worden war. In Schifffahrtskreisen gelten aber Frachter sämtlicher Nationen bei ihrer Fahrt durch das Seegebiet in Nahost als gefährdet.
So haben die Houthi-Angriffe große Reedereien wie Maersk aus Dänemark und Hapag-Lloyd aus Deutschland dazu veranlasst, das Rote Meer zu meiden. Statt die kürzeste Strecke auf dem Weg von Asien nach Europa durch den Suezkanal zu nehmen, fahren viele Schiffe einen Umweg über die Südspitze Afrikas. Das führt zu Verzögerungen und höheren Kosten für die Reedereien, lässt aber auch die Frachtraten steigen.
EU will Schiffe schützen
Die EU will unter Führung Griechenlands Handelsschiffe vor weiteren Angriffen der Houthi-Rebellen schützen. Deutschland hatte dafür im Februar die Fregatte "Hessen" entsandt, die auch schon in Kampfhandlungen zur Abwehr von Drohnen verwickelt war. Die USA und Großbritannien hatten bereits zuvor regelrechte Vergeltungsschläge gegen die Houthi gestartet. Experten gehen davon aus, dass Todesopfer in Folge von Houthi-Angriffen Rufe nach einem härteren Durchgreifen laut werden lassen könnten.
Am Jemen führt eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den Welthandel entlang, durch die Frachter vom Indischen Ozean über den Suezkanal in Ägypten das Mittelmeer erreichen. Die USA und Großbritannien hatten als Reaktion auf die Angriffe mehrmals Militärschläge gegen Stellungen der Houthi im Jemen durchgeführt. Auch die EU hat einen Militäreinsatz zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer gestartet, an dem sich Deutschland mit der Fregatte "Hessen" beteiligt.