Lange haben die Grünen nach einer geeigneten Kandidatin für die Europawahl im Juni gesucht. Nach den Absagen von Alma Zadić und Leonore Gewessler wurde am Montag die Klimaaktivistin Lena Schilling als Spitzenkandidatin der Ökopartei vorgestellt. Sie hat ein Ergebnis von knapp 14 Prozent bei den letzten EU-Wahlen 2019 zu verteidigen.

Schilling kann sich Abweichungen in ihrem Stimmverhalten vorstellen

Formal muss Schilling noch vom Bundesparteitag der Grünen bestätigt werden. Doch das dürfte reine Formsache sein. Obwohl die 23-Jährige in der Vergangenheit immer wieder mit den Grünen und Berufspolitikern hart ins Gericht ging, sieht sie nun die Chance für einen Wechsel.

„Jetzt habe ich die Chance, dorthin zu gehen, wo die Hebel sind“, sagt Schilling im Gespräch mit Armin Wolf in der ZiB 2. Ihr Ziel sei es, die Union „klimafreundlicher und feministischer“ zu machen. Der Wahlkampf gegen voraussichtlich vier alte Männer mit viel politischer Erfahrung wäre jedenfalls eine „große Herausforderung“, meint Schilling.

Sie wolle aber nicht immer der grünen Parteilinie folgen. Es sei ihr wichtig, authentisch zu bleiben und ihre Meinung zu vertreten, so wie sie es als Aktivistin getan habe. Sie könne sich daher auch vorstellen, als grüne Abgeordnete gegebenenfalls gegen ihre Fraktion zu stimmen und weiterhin an Demonstrationen teilzunehmen. Ob sie auch weiterhin an Blockaden teilnehmen wolle, ließ Schilling offen.

Drei Mandate als Wahlziel

Auf die Frage nach ihren außenpolitischen Überzeugungen meinte Schilling, dass sie sich – anders als Österreich im UN-Sicherheitsrat – bei der Frage nach einem Waffenstillstand in Gaza wohl der Stimme enthalten hätte. Österreich habe damals dagegen gestimmt, weil die Hamas nicht als Terrororganisation bezeichnet worden sei. Schilling betonte damals das Recht Israels auf Selbstverteidigung, appellierte aber dennoch, die Situation jetzt neu zu bewerten.

Scharfe Kritik übte die Studentin an der FPÖ, die derzeit „Bussi-Bussi-Freundin“ der AfD sei und sich mit einigen Wortmeldungen am rechten Rand bewege. Ein mögliches Verbot der Rechtspartei, wie es in Deutschland diskutiert wird, hält Schilling nicht für notwendig. Schließlich gebe es hier eine „starke Zivilgesellschaft“.

Auf die Frage nach ihrem Wahlziel antwortete Schilling, sie wolle „möglichst viele junge Menschen für Politik begeistern“. Auf konkrete Nachfrage sagte sie, sie wolle die drei Mandate, die die Grünen derzeit im EU-Parlament haben, halten. Von ihrem voraussichtlichen Gehalt von 8000 Euro wolle Schilling jedenfalls einen Teil spenden.