Der Ukraine-Krieg wird immer mehr zu einem erbitterten Abnützungskampf. Während Russland derzeit unter schweren Verlusten im Osten einige Gebietsgewinne erzielen kann, ist die Gegenoffensive der Ukraine nun endgültig gescheitert. Ein Kriegsende ist dennoch nicht zu erwarten.

Ukraine verschärft Einberufungsrecht

„Die Ukraine wird ihr Ziel, die Grenzen von 1991 wiederherzustellen, wohl nicht verwirklichen“, sagt Major Albin Rentenberger vom österreichischen Bundesheer im Ö-1-„Morgenjournal“. Zugleich dürfte sich aber auch die russische Hoffnung, die Ukraine vollständig zu demilitarisieren, nicht so schnell einstellen. Für die Ukraine kommt erschwerend hinzu, dass man aktuell unter großer Personalnot leidet. Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zeigt sich dahingehend nicht zufrieden mit der Arbeit in den Rekrutierungsbüros. Zuletzt habe man daher das Einberufungsrecht verschärft.

Mithilfe des ersten Gesetzes soll die Altersgrenze bei den Reservisten von bisher 27 auf 25 Jahre herabgesetzt werden. So könne das ukrainische Militär zwei weitere Jahrgänge für die Armee rekrutieren – etwa 400.000 junge Männer, heißt es in dem Gesetzentwurf. Diejenigen, die bereits als untauglich für den Wehrdienst eingestuft wurden, sollen erneut überprüft werden. Des Weiteren will die ukrainische Regierung sicherstellen, dass alle Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren im sogenannten Wehrregister gemeldet sind. Künftig soll es verpflichtend sein, sich eintragen zu lassen und die eigenen Meldedaten regelmäßig zu erneuern. 

Für Rentenberger ist klar, dass die Zeit eher Russland in die Karten spielt: „Putin reicht dieser Abnützungskrieg.“ Vor allem die US-Wahl im kommendem Jahr könnte ein Kipppunkt werden. Sollten die Republikaner mit Donald Trump neuerlich ins Weiße Haus einziehen, dürfte die militärische Unterstützung für die Ukraine nachlassen. „Schon jetzt ist die Ukraine hin- und hergerissen, einerseits muss man militärische Erfolge vorweisen, um weitere Unterstützung zu bekommen, andererseits sind diese nur möglich, wenn man schweres Gerät geliefert bekommt“, sagt Rentenberger.

Ukraine zerstört russisches Kriegsschiff

Zuletzt ist der Ukraine dennoch ein Erfolg gelungen. Der Kommandant der ukrainischen Luftstreitkräfte, Mykola Oleschtschuk, teilte am Dienstag mit, das große russische Landungsschiff „Nowotscherkassk“ sei mit Marschflugkörpern im Hafen der Stadt Feodossija auf der Schwarzmeer-Halbinsel getroffen worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Angriff, sprach aber nur von Schäden an dem Schiff. Außerdem habe die russische Flugabwehr bei der Attacke zwei Kampfjets der ukrainischen Luftwaffe abgeschossen.

Oberst Albin Rentenberger
Oberst Albin Rentenberger © Bundesheer

Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu habe auch umgehend Präsident Wladimir Putin über den Schlag gegen das Schiff und die Schäden an der „Nowotscherkassk“ informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zum Ausmaß der Schäden gab es keine Informationen. Die zwei abgeschossenen Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-24 hätten zu den taktischen Fliegerstaffeln der ukrainischen Luftstreitkräfte gehört und Lenkraketen abgefeuert, teilte das Ministerium in Moskau mit. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dementierte bei Radio Swoboda den Abschuss ukrainischer Flugzeuge.

Die Ukraine hat immer wieder russische Kriegsschiffe bei Angriffen schwer getroffen. Ukrainischen Angaben zufolge sind seit Kriegsbeginn zehn russische Schiffe versenkt und 16 beschädigt worden. Besonders große Beachtung fand die Versenkung der „Moskwa“, des Flaggschiffs der Schwarzmeerflotte, im vergangenen Jahr.