Noch wälzen sich die Touristenströme nicht über den Stephansplatz, wahrscheinlich ist es den frühen Morgenstunden an einem Sonntag geschuldet. Umso größer ist das Polizeiaufgebot am Heiligen Abend im Umfeld des Stephansdoms. Schwerbewaffnete Polizisten mit Maschinenpistolen wachen darüber, wer das Wiener Wahrzeichen betritt. Gelegentlich werden einzelne Personen herausgefischt. Gezählte elf Polizeibusse, darunter ein Fahrzeug der Cobra und ein Bus mit ausgefahrenen Überwachungskameras, parken am Vorplatz, in jedem Fahrzeug haben sechs Sicherheitsbeamte Platz. So gesehen bewachen Dutzende Polizisten – die meisten mit Schutzwesten und Langwaffen – das Areal. Ein Sprengstoffhund wartet auf den Einsatz.

In den Abendstunden füllt sich der Stephansplatz, vor allem Touristen haben die Innenstadt erobert. Ein Polzeihubschrauber kreist über der Innenstadt. Am Christkindlmarkt am Rathausplatz ist kein Weiterkommen mehr. Sperrgitter werden aufgestellt, damit die Straßenbahn am Ring ungehindert an den Massen vorbeifahren kann.

Polizisten mit Maschinenpistolen kontrollieren den Zugang zum Dom
Polizisten mit Maschinenpistolen kontrollieren den Zugang zum Dom © M Jungwirth

Die außerordentlichen Sicherheitsvorkehrungen stehen auch im Zusammenhang mit einer Razzia, die am Vortag in der Bundeshauptstadt durchgeführt worden ist. Wie die Wiener Polizei der Kleinen Zeitung bestätigt, wurden dabei drei Personen festgenommen. Um wen es sich dabei handelt, will man nicht sagen, angeblich sind es islamistische Kreise aus Tadschikistan. Bei den Männern wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt und Datenträger sichergestellt. Diese müssen nun ausgewertet werden.

Die Terror-Verdächtigen wurden bereits in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Im Lauf des Tages wird die Staatsanwaltschaft beim Landesgericht für Strafsachen U-Haft-Anträge einbringen, kündigte Behördensprecherin Nina Bussek an. „Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte, dass ein Anschlag in Wien unmittelbar bevorgestanden wäre“, so Bussek weiter. 

Auf das Trio dürften die Staatsschutz- und Strafverfolgungsbehörden ein Mal mehr auf Grund von Hinweisen von ausländischen Partnerdiensten aufmerksam geworden sein. Die Sicherheitslage in Österreich und in Europa ist aktuell angespannt, weshalb die Sicherheitsbehörden über die Weihnachtsfeiertage Vorsichtsmaßnahmen in Form von erhöhter Be- und Überwachung im öffentlichen Raum getroffen haben.

Ein Sprengstoffhund wartet auf den Einsatz
Ein Sprengstoffhund wartet auf den Einsatz © M Jungwirth

In den Nachmittags- und Abendstunden, wenn im Stephansdom die Kindermette und später die Christmette stattfindet, sollen die Eingangskontrollen noch verstärkt werden. Hinweise über einen konkreten Anschlag auf einen Weihnachtsgottesdienst wie offenbar beim Kölner Dom soll es keine geben, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Bereits Anfang Dezember hatte der Staatsschutz vor einer erhöhten Terrorgefahr im Umfeld von Adventmärkten und Kirchen an den drei Weihnachtsfeiertagen gewarnt. Nur in Frankreich, Belgien, Deutschland, Italien sei die Gefahr eine größere. Der 7. Oktober und der Gaza-Krieg habe die Lage in der Islamistenszene, die bekanntlich vor allem im Wien und in Graz zu Hause ist, deutlich radikalisiert, so der Tenor des Verfassungsschutzes. Anhaltspunkte für konkrete Anschlagspläne habe es jedoch aber nicht gegeben. „Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte, dass ein Anschlag in Wien unmittelbar bevorgestanden wäre“, meinte Behördensprecherin Bussek.