Am Heiligen Abend findet in den eigenen vier Wänden der männlichen Parteichefs ein wundervoller Rollenwechsel statt. Nach dem traditionellen Besuch der ORF-Sendung „Licht ins Dunkel“ geht es oft schnurstracks in die Küche, wo der Kochlöffel hervorgeholt und die Küchenschürze umgehängt wird. Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer will diesmal einen Kalbsbraten servieren, FPÖ-Chef Herbert Kickl ein Brathendl, SPÖ-Chef Andreas Babler Rindsrouladen, Vizekanzler und Grünenchef Werner Kogler hält sich kulinarisch bedeckt. Die Ehefrauen bzw. Lebenspartnerinnen dürfen an diesem Tag einen großen Bogen um die Küchenzeile machen – es sei denn, Nehammer, Kickl und Babler rufen um Hilfe, weil sie bei der Suche nach Gewürzen oder dem einen oder anderen Küchenutensil nicht fündig geworden sind. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger steht selbst in der Küche. Sie weiß noch nicht, ob sie an ihrem Zweitwohnsitz im Ausseerland Fisch oder Wild auftischt.
Besonders traditionell liebt es der Neuling in der Runde der Parteichefs, Andreas Babler. Ein Christbaum mit Kerzen schmückt das Wohnzimmer, wer das Essiggurkerl am Baum erblickt, darf das erste Geschenk aufmachen. Als Höhepunkt holt Babler seine Ziehharmonika hervor, um „Stille Nacht“ anzustimmen, die Christmette wird nicht besucht. Andere Spitzenpolitiker halten sich mangels Musikalität zurück. Außenminister Alexander Schallenberg meint, „aus Rücksicht auf die Nachbarn“ laufen die Weihnachtslieder vom Band, ähnlich der Ablauf im Haus des blauen Parteichefs.
Echte Kerzen schmücken den Baum
In den meisten Wohnzimmern werden am Heiligen Abend echte Kerzen angezündet. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner verwendet Kerzen aus der familieneigenen Produktion, auch Umweltminister Leonore Gewessler, Wissenschaftsminister Martin Polaschek oder die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures verzichten auf elektrische Beleuchtung. Gesundheitsminister Johannes Rauch trifft seine Kinder und Enkelkinder erst am Christtag, den 24. Dezember verbringt der Vorarlberger spontan mit Freunden. Was aufgekocht wird, wird kurzfristig entschieden.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen verbringt den 24. Dezember im kleinen Familienkreis, üblicherweise gibt es kalte Platte. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig besucht mit seinem beiden Söhnen (zwei und vier Jahre) die Kindermette, nach der Bescherung wird in der Stube seines Osttiroler Bauernhofs die traditionelle Brennsuppe serviert. In Koglers großer Patchworkfamilie hat es Tradition, dass die Kinder die Packerln für die Erwachsenen aufmachen. Im Hause von Staatssekretärin Claudia Plakolm in Oberösterreich führen Nichten und Neffen erstmals ein Krippenspiel auf, anschließend gibt’s Würstl und Sauerkraut. Die Christmette wollen Verfassungsministerin Karoline Edtstadler im Salzburgischen, Staatssekretär Florian Tursky in Innsbruck aufsuchen.