Wegen versuchten Mordes hat sich ein 22-jähriger Mann am Dienstag vor einem Schwurgericht am Wiener Landesgericht für Strafsachen verantworten müssen. Er hatte im Zuge eines Sex-Dates in einem Wiener Hotel einem 32 Jahre alten Iraner eine Weinflasche gegen den Kopf gedroschen und den Mann anschließend gewürgt, wobei er "I must kill you" rief. Die beiden hatten auf Englisch miteinander kommuniziert.

Der Angeklagte und das spätere Opfer hatten sich im Herbst 2018 auf einer Dating-Plattform kennengelernt. Obwohl der Jüngere - ein gebürtiger Serbe, der sporadisch in Wien lebte und als Koch arbeitete - sich in seinem Profil als ausschließlich an Frauen interessiert bezeichnete, sprach ihn der 32-Jährige an. Durchaus aus sexuellem Interesse, wie der Iraner im Zeugenstand dem Schwurgericht (Vorsitz: Eva Brandstetter) darlegte. Es sei nämlich oft so, dass heterosexuelle Männer auch dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt sind, meinte der Zeuge sinngemäß.

Zumindest im Fall des 22- jährigen Serben dürfte er damit nicht ganz falsch gelegen haben. Am 8. Jänner 2019 kontaktierte der junge Mann gegen 1.30 Uhr den älteren Chat-Partner und suchte ihn schließlich in dessen Hotel auf, das damals als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. Der Iraner war 2016 nach Österreich gekommen, er war in dem Hotel in einem Einzelzimmer untergebracht.

Der 22-Jährige gestand vor Gericht zu, aus sexuellem Interesse am frühen Morgen mit einem Taxi zum Hotel gefahren zu sein: "Ich habe solche Erfahrungen bis zu diesem Zeitpunkt nicht gehabt. Ich wollte schauen. Probieren, wie das ist. Ich war neugierig." Der Serbe war in seiner Heimat seit längerem mit einer jungen Frau liiert, die ein Kind von ihm erwartete. Als der Iraner, mit dem er zunächst "nur geplaudert" habe, wissen wollte, ob er Erfahrungen mit Männern habe, "kann ich nur sagen, dass ich mich nicht wohlgefühlt habe", gab der 22-Jährige zu Protokoll. Und weiter: "Als ich ihn so gesehen habe, war mir klar, dass das mehr ein Aufdrängen von ihm war. Ich wollte keinen Sex mehr."

Das sei seinem Gegenüber nicht recht gewesen: "Er wollte mich küssen. Aber ich hab ihm einen Stoß mit der Hand gegeben." Darauf sei es zu einem Handgemenge gekommen. Er habe schließlich zu einer Weinflasche gegriffen und dem 32-Jährige diese gegen den Kopf geschlagen: "Ich bekenne mich schuldig, dass ich ihn verletzt habe." Tötungsabsicht habe er keine gehabt, versicherte der Angeklagte. Weil der Iraner laut geschrien habe, habe er sich auf ihn gekniet und ihm den Mund zugehalten: "Ich wollte, dass er sich beruhigt." Gewürgt habe er den Mann nicht.