Ob seine Familie lebt oder nicht, kann Ashraf nicht sagen. Der Palästinenser hat seit Tagen keinen Kontakt mehr zu seinen Angehörigen im Gazastreifen. "Da sie keinen Strom und kein Internet mehr haben, kann ich sie nicht mehr erreichen."
Im Sommer hat er sie das erste Mal seit zehn Jahren wiedergesehen, die Rückreise war eine Herausforderung für den Palästinenser. "Es durften immer nur 400 Personen ein- und 400 Personen ausreisen, bei einer Bevölkerung von 2,4 Millionen Menschen ist das schwierig", erzählt Ashraf. Drei Wochen musste der Mann, der mit seinem Bruder zum Studieren nach Österreich kam, seinen Urlaub verlängern. "Ich habe zum Glück einen verständnisvollen Arbeitgeber." Die Sorge um die Verwandten steigt stetig. "Es gibt keine Bunker, in denen sie sich verstecken oder in Sicherheit bringen können. Sie ziehen einfach von Haus zu Haus."
Unrealistischer Aufruf
Den Aufruf der israelischen Regierung an die Zivilisten am Freitag, in den Süden zu flüchten, hält Ashraf für unrealistisch. "Sie können dort nirgends hin, es sind zu viele." Den Vorschlag des EU-Beauftragten Josep Borrell am Freitag in Peking, dass eine Zweistaatenlösung die einzige stabile Lösung sei, unterstreicht Ashraf. "Am Ende wollen auf beiden Seiten ja eigentlich alle Zivilisten das Gleiche: leben." Dafür müsse sich die Politik allerdings an einen Tisch setzen und das ausdiskutieren, sagt er.