Inflation und Armut haben die Nachfrage nach der kostenlosen Lebensmittelhilfe der Tafel Österreich drastisch erhöht – um 40 Prozent im Vorjahr, Tendenz steigend. Waren es 2020 noch 16.000 Menschen, die von der Tafel versorgt wurden, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf mehr als 28.000. Und dieses Jahr sind es noch deutlich mehr.
Während Wohn- oder Energiekosten kaum beeinflussbar sind, sparen Betroffene am ehesten bei Nahrung, Kleidung und anderen Waren. Sie kaufen überwiegend billige Lebensmittel wie Nudeln oder Reis, erläuterten Experten bei einem Pressegespräch am Freitag in Wien. Fast jeder Achte könne sich nur jeden zweiten Tag eine Hauptmahlzeit leisten.
Die Tafel Österreich (vormals Wiener Tafel) rettet seit 1999 genusstaugliche Lebensmittel vor der Entsorgung und gibt sie kostenfrei – über soziale Einrichtungen – an armutsbetroffene Menschen weiter.
Mehr als 1,5 Mio. Menschen in Österreich seien von Armut, Ernährungsunsicherheit oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Unter- oder Mangelernährung kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, darüber hinaus hat Essen auch eine wesentliche soziale Dimension, so die Fachleute.
"Highlights" wir Schokolade
Die aktuelle qualitative Studie zeigt den sozialen und ökonomischen Mehrwert auf: Die Unterstützung wirke nicht nur materiell, sondern hat auch wichtige soziale Aspekte, wie das NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien analysiert hat: Anhand eines Wirkungsmodells wurde der Einfluss der Tafel auf die beiden zentralen Gruppen Sozialeinrichtungen und Armutsbetroffene empirisch untersucht. Gemeinsames Kochen und Essen, aber auch der niederschwellige Kontakt zu Hilfsangeboten und Gleichgesinnten bieten einen klaren gesellschaftlichen Mehrwert neben der Versorgung mit Mahlzeiten.
Eine Sorge weniger zu haben, erhöhe die Chance, Kraft und Energie aufzubringen, um sich mit Konfliktbewältigung, Wohnungs- und Arbeitssuche oder Sucht auseinanderzusetzen. Soziale Teilhabe wie gemeinsame Mahlzeiten oder "Highlights" wie Schokolade sorgen für positive Momente und mehr Lebensqualität, die diverse positive Effekte schaffen kann.
"Die Tafel Österreich ist in den Sozialeinrichtungen kaum wegzudenken", so Studienautor Christian Grünhaus. Sie schaffe einen großen, vor allem sozialen und ökonomischen Mehrwert und helfe, effektiver arbeiten zu können. "Unser Ziel muss es sein, Armut Hand in Hand mit unseren Partnern, den sozialen Einrichtungen, zu bekämpfen", ergänzte Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Tafel Österreich.