Karin schließt ihre Schwester und ihren neugeborenen Neffen in die Arme. Die Tränen fließen. "Ich bin so froh und erleichtert, dass wir da jetzt draußen sind." Die 30-jährige Oberösterreicherin studiert in Israel, in Haifa, hat nun nur das Wichtigste gepackt und ist geflüchtet. "Es ist unbeschreiblich, was da in Israel abgeht. Die Sirenen sind losgegangen und ich hab mich nirgends mehr sicher gefühlt."

Nicht nur bei Karin sind die Emotionen groß. Am Flughafen in Wien sind am Donnerstag die Menschen aufeinander zugerannt, haben sich in die Arme geschlossen und lange nicht mehr losgelassen. Um 15.14 Uhr ist die vom Außenministerium organisierte Evakuierungsmaschine der Austrian Airlines aus Tel Aviv gelandet. Im Airbus A320 mit dem Namen Osttirol konnten 176 Personen nach Österreich gebracht werden. Neben 139 Österreicherinnen und Österreichern haben außerdem Familienangehörige und weitere Staatsangehörige aus Israel, Polen, Deutschland, den USA, Frankreich, Kroatien, Schweden, Ungarn und dem Vereinigten Königreich Platz gefunden.

"Zweiter Holocaust in Israel"

Die Passagiere zeigten sich erleichtert, nach dem Überfall von Hamas-Terroristen auf Israel wieder sicheren Boden unter ihren Füßen zu haben. "Man kann jetzt durchatmen, das war jetzt alles ein bisschen schwer. Eigentlich war es richtig heftig", sagt Nili (35). Die in Aschkelon verheiratete Mutter hat sich mit ihren beiden Kindern (2 und 9 Jahre) zu in Österreich lebenden Angehörigen ausfliegen lassen. "Mein Mann ist im Militär. Das ist der zweite Holocaust in Israel", sagt die Mutter.

Die 22-jährige Marlene aus Wien ist ihrer Mutter in die Arme gefallen. Sie wollte gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Schwester in Israel Urlaub machen, als das Land von Hamas-Terroristen angegriffen wurde. "Ich hatte Angst. Man hat die Bomben gehört." Sie sei "sehr froh", wieder hier zu sein.

Marlene aus Wien
Marlene aus Wien © KK

Michael (27) hat sich seine Ausreise selber organisiert, er ist bereits kurz vor der AUA-Maschine angekommen. Der Student aus Niederösterreich war seit Oktober in Tel Aviv für ein Auslandssemester und konnte über Zypern flüchten. Seine Eltern warteten schon sehnsüchtig am Flughafen auf ihn. "Wir sind sehr erleichtert, aber der Groll hält an. Die österreichische Regierung hätte viel früher helfen müssen", sagt der Vater.

Um 17.20 Uhr landete eine zweite AUA-Maschine mit aus Israel evakuierten Personen, die bereits am Mittwoch von Tel Aviv nach Zypern gebracht worden waren. An Bord der in Larnaka gestarteten Maschine befinden sich 70 Personen. Für Freitag wurde vom Außenministerium noch eine weitere Maschine mit einer Kapazität von 176 Personen gechartert, die gegen Mittag von Tel Aviv nach Wien abheben wird.