In dem kleinen Dorf wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt hat am Wochenende die Barbarei, das Grauen, der Horror Einzug gehalten. Im völlig zerstörten Kibbuz Beeri richteten Hamas-Terroristen ein beispielloses Massaker an. Am Montag stießen Soldaten auf mehr als hundert Leichen. Viele der Bewohner wurden offenbar verschleppt, darunter wohl auch der österreichische Doppelstaatsbürger Tal Shoham (38), seine Frau Adi (38), die dreijährige Tochter Yael und der achtjährige Sohn Nave. Damit ist Shoham einer der vermissten Österreicher, von denen das Außenministerium weiß. Zunächst wurden drei Österreicher vermist, am Mittwochnachmittag wurde bekannt, dass einer von ihnen tot ist, es handelt sich dabei nicht um Tal Shoham, wie das Ministerium bestätigt.

In ihrer Verzweiflung haben Gilad Korngold, der Vater von Tal Shoham, und die Schwägerin Shaked Haran das Schicksal ihrer Angehörigen öffentlich gemacht. Insgesamt vermissen Korngold und Haran elf Familienmitglieder. Korngold selbst hat auch einen österreichischen Pass, seine Mutter war Wienerin. Sie wurde von den Nazis aus Österreich vertrieben. Haran hat einen deutschen Pass.

Während sich die Großfamilie rund um Gilad Korngold im Bunker ihres Hauses und in einem Nebengebäude verschanzte, dürften sich Tal Shoham in einem Haus in der Nähe aufgehalten haben, sie leben eigentlich im Norden Israels, waren an dem Wochenende aber zu Besuch bei dem Rest der Familie im Süden. "Die letzte Nachricht lautete: Wir sind in Schwierigkeiten, wir lieben euch alle", erzählt Shaked Haran. Dann verlor man den Kontakt. "Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben nicht mehr abgehoben", sagt Gilad Korngold.

Hinweise in Gaza

Am Nachmittag meldete sich offenkundig ein Hamas-Kämpfer am anderen Ende der Leitung und sagte, die Leute seien in Gaza. Israels Mobilfunkbetreiber bestätigten später, dass man zwei Telefone im Gaza lokalisiert habe.

Gilad Korngold habe einen Freund beim Militär gebeten, zum Haus, in dem sich sein Sohn aufgehalten hatte, zu gehen und nachzuschauen. Es ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Leichen habe man dort aber keine gefunden.

"Es ist zum Verrücktwerden", sagt Korngold. Er sei davon überzeugt, dass sein Sohn, der im Finanzwesen arbeitet, noch lebe und in Gaza als Geisel gehalten wird. Was dafür spricht: Ein Mann habe Tal Shoham gesehen, wie er gefesselt von Männern der Hamas in einen Kofferraum gezerrt wurde. Der Mann selbst sei im selben Wagen gewesen und habe entkommen können, als israelische Soldaten gerade auf die Männer der Hamas schossen.

Bitte um Hilfe der Regierung

"Wir wissen nicht genau, wo sie sind, wie es ihnen geht. Wir sind im Dunkeln." Korngolds Stimme klingt verzweifelt. Mit etwa sechs Familienmitgliedern befindet er sich in einem Kibbuz zehn Kilometer von der Grenze. "Wir bleiben die ganze Zeit im Haus, es wird gebombt." Die Stimmung sei angespannt, Korngold versuche, eine Stütze für seine Familie zu sein. "Ich weine in der Nacht, wenn mich keiner sieht. Ich will stark sein. Aber ich bin gebrochen."

Die österreichische Botschaft tue, was sie könne und sei hilfsbereit gewesen, sagt Korngold. Er wende sich an die Medien, um die Regierung zu bitten: "Helft uns, holt meinen Sohn hier raus." Österreich solle Druck ausüben, verhandeln und vor allem "nicht warten!"