Der Trick ist besonders mies: Das Handy klingelt, auf dem Display erscheint eine österreichische Nummer – vielleicht sogar eine, die einem bekannt vorkommt – und dran ist ein Betrüger. Die Fälle steigen, immer mehr österreichische Rufnummern werden geklaut, gekapert und von Kriminellen für ihre illegalen Maschen missbraucht. "Spoofing" ist der Begriff dafür. Der eigentliche Besitzer der Nummer bekommt davon meist erst dann etwas mit, wenn es zu spät ist.

Allein im September hat die Meldestelle der Telekom-Regulierungsbehörde RTR 2556 Fälle von Missbrauch der eigenen Rufnummer verzeichnet. Zum Vergleich: Im September 2022 waren es gerade einmal 70 Fälle. Auch, wenn man sich den August ansieht, ist der Anstieg deutlich zu erkennen: Waren es 2022 61 Fälle, sind es heuer 2229 gewesen. 

Betrüger sitzen meist im Ausland

"Solche betrügerischen Anrufe haben jetzt enorm zugenommen. Beinahe jeder war in den vergangenen Wochen und Monaten damit konfrontiert", spricht Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) von einer regelrechten Welle von "Spoofing"-Anrufen. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, schließlich würde nicht jedes Opfer jeden Fall bei der Behörde melden.

Für die Betrüger sei das "Kapern" der österreichischen Nummern ein Kinderspiel, erklärt Klaus Steinmaurer von der RTR. "Das ist technisch mit ein paar Applikationen einfach umsetzbar." Meist würden die Betrüger am anderen Ende der Leitung in ausländischen Callcentern sitzen und Geld von ihren Opfern wollen. Mit dem falschen Bankberater oder dem falschen Polizisten oder dem "Tochter-/Sohn-Trick" existieren derzeit ein paar gemeine Maschen, weiß Kriminalist Horst Hakala. "Da wird zum Beispiel einfach mit der Hauptnummer von der Bank angerufen. Ermittler haben keine Chance, das zu verfolgen."

Was man dagegen tun will

Angesichts der steigenden Zahlen will die Regierung nun gegen "Spoofing"-Anrufe vorgehen. Die österreichischen Nummern einfach zu sperren, sei keine Option, so Tursky. Die ahnungslosen eigentlichen Besitzer würden dann ihre Nummer verlieren. Stattdessen soll genauer geprüft werden, wenn eine österreichische Nummer vom Ausland aus anruft.

Genauer: Die österreichischen Netzbetreiber wie Drei, Magenta, A1 und Co. müssen künftig bei Anrufen aus dem Ausland mit österreichischen Rufnummern eine Verifizierung der Nummer vornehmen à la "Ist es plausibel, dass diese Nummer von Ausland aus anruft?", erklärt Steinmaurer. Je nachdem wird der Anruf dann zugestellt oder nicht.

Eine Novelle der "Kommunikationsparameter-, Entgelt- und Mehrwertdienste-Verordnung" soll die Netzbetreiber zu so einer Prüfung verpflichten. Der Verordnungsentwurf ist am Montag in die vierwöchige Begutachtung gegangen. Bei A1 etwa sei man gerade dabei, sich anzuschauen, wie viel Sinn das Vorhaben macht und ob eine Umsetzung zeitnah möglich ist, sagt Sprecher Jochen Ohnewas-Schützenauer.

Bis nächstes Jahr Ende Juni, Anfang Juli, will Tursky den Betreibern Zeit geben. "Spätestens nächsten Sommer ist der Missbrauch von Rufnummern damit Geschichte", zeigt sich der Digitalisierungsstaatssekretär überzeugt.