In Deutschland gehen die Behörden nun verstärkt gegen die massenhaften Betrugsversuche über Telefonkurznachrichten vor, bei denen zum Beispiel der sogenannte Enkel- bzw. Neffentrick angewendet wird. Das berichten die "Salzburger Nachrichten" (SN). Dabei werden den Empfängerinnen und Empfängern der unerwünschten Nachrichten wie SMS oder auf Messengerdiensten wie WhatsApp Notlagen vorgegaukelt, aus denen sie den vermeintlichen Verwandten nur durch die Überweisung von hohen Geldbeträgen – meist einige tausend Euro – helfen könnten. Derart unter Druck gesetzt, fallen vor allem oft ältere Personen auf die Betrüger herein. Ist das Geld einmal überwiesen, ist es praktisch verloren.
Rund 8000 Rufnummern in Deutschland bereits stillgelegt
Die deutsche Bundesnetzagentur hat in diesem Jahr bereits fast 8000 Rufnummern behördlich abgeschaltet, davon fast 6000 wegen des sogenannten Enkeltricks, berichten die SN. Das gab die Behörde Anfang September bekannt. Im gesamten Vorjahr waren es nur rund 1700 Deaktivierungen gewesen, davon 600 wegen Enkeltricks, wie die dpa berichtete. Ermöglicht wurde das verschärfte Vorgehen durch Änderungen im deutschen Telekommunikationsgesetz.
"Auch nach 20 Jahren hat die Bekämpfung von Rufnummernmissbrauch nichts von ihrer Bedeutung verloren. Immer wieder tauchen neue Szenarien auf und wir gehen konsequent dagegen vor", erklärt dazu Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Behörde reagiert auf Beschwerden
Im Einzelfall werde dem jeweiligen Netzbetreiber aufgetragen, die Rufnummer stillzulegen, erläuterte die Bundesnetzagentur auf SN-Anfrage: "Der Begriff der Abschaltung ist hier technisch zu verstehen und beinhaltet ein vollständiges Nichterreichbarmachen der Rufnummer, sodass eine zweiseitige Kommunikation mit der abgeschalteten Rufnummer ausgeschlossen wird. Jede abgeschaltete Rufnummer kann somit nicht weiter zu missbräuchlichen bzw. betrügerischen Zwecken genutzt werden", so die Bundesnetzagentur. Daher werde den Tätergruppen direkt geschadet, denen es nur darum gehe, durch die Anzeige von echten deutschen Mobilfunkrufnummern das Vertrauen der Angeschriebenen zu gewinnen. Deshalb nämlich würden keine fälschlich angezeigten Rufnummern ("Call-ID-Spoofing") verwendet, sondern tatsächlich registrierte Mobilfunkanschlüsse.
Die Bundesnetzagentur erklärte, sie könne bei rechtswidriger Nummernnutzung auch von Amts wegen tätig werden, doch meistens reagiere man auf Verbraucherbeschwerden. Zusätzlich rate man insbesondere beim Enkeltrick zu Anzeigen bei der Polizei. Auch zur Rufnummernübermittlung habe es in jüngerer Zeit einige gesetzliche Verbesserungen in Deutschland gegeben – zum Beispiel seien Anrufe aus ausländischen Netzen, bei denen deutsche Rufnummern angezeigt werden, jetzt zu anonymisieren.
In Österreich ist eine Abschaltung noch nicht möglich
Und wie ist die Situation in Österreich? Eine behördliche Rufnummernabschaltung sei derzeit in Österreich noch nicht möglich, hieß es auf Anfrage bei der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde (RTR). Es werde derzeit jedoch überlegt, "wie im Rahmen unserer Verordnungskompetenzen ergänzend Regelungen getroffen werden können, die bei Spoofing von Rufnummern zumindest teilweise Abhilfe für Konsumenten und Unternehmen schaffen".
Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, hat am Freitag verkündet, dass Fake-Anrufe mit einer österreichischen Nummern aus dem Ausland in Zukunft automatisch geblockt werden sollen. Das sieht eine noch für heuer geplante Novelle der Telekom-Regulierungsbehörde RTR vor. Das ORF-Frühjournal hatte am Freitag berichtet, Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) versicherte in einer Aussendung: "Wir gehen gegen Rufnummernmissbrauch vor!"
Die österreichischen Nummern, die die Betrüger verwenden, können laut Tursky nicht einfach gesperrt werden, da die meist ahnungslosen Besitzer diese sonst verlieren würden. "Der Verordnungsentwurf der Regulierungsbehörde sieht daher vor, dass österreichische Betreiber bei Anrufen aus dem Ausland mit österreichischen Rufnummern eine Verifizierung der Rufnummer vornehmen müssen. Wenn ein Missbrauchsfall vorliegt, dann darf der Anruf nicht zugestellt werden", so Tursky.
Die deutsche Telekom-Behörde mit Sitz in der früheren Bundeshauptstadt Bonn empfiehlt Verbraucherinnen und Verbrauchern, solche SMS oder Chatnachrichten zu ignorieren und auf keinen Fall persönliche Daten herauszugeben. Die Kriminellen nutzen eine Nummer, die den Opfern nicht bekannt ist. Nachfragen an alte, bereits bekannte Nummern helfen dann. Außerdem sollte man sein Umfeld vor den Tricks warnen und älteren Menschen davon erzählen, damit sie darauf vorbereitet sind.