Die Bundeshauptstadt dürfte am 22. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 um Haaresbreite und nur deshalb einem Selbstmordanschlag im Namen des IS entgangen sein, weil der jugendliche Anhänger der radikalislamistischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im letzten Moment am Hauptbahnhof seine Pläne nicht umsetzte.
Bursche suchte das "Paradies"
Der Bursch hatte nach jüngsten Informationen der APA vor, am Montag vergangener Woche am Hauptbahnhof zunächst einen Feuerwerkskörper zu zünden und dann mit einem Kampfmesser so lange auf aufgeschreckte Passantinnen und Passanten einzustechen, bis er von der Polizei erschossen wird. Der 16-Jährige soll sich dahingehend in einer Telegram-Gruppe, der er seit wenigen Monaten angehörte und in der er sich in kürzester Zeit weiter radikalisiert hatte, geäußert und Bestärkung gesucht haben. Er versprach sich davon eigenen Angaben zufolge "das Paradies", wobei er sich explizit auf den Attentäter von Wien bezog, der am 2. November 2020 in der Innenstadt vier Menschen getötet hatte, ehe er von der Polizei erschossen wurde.
Der 16-Jährige hätte in Umsetzung seiner mörderischen Absichten "wohl seinen Tod in Kauf genommen", meinte dazu am Mittwoch Judith Ziska, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Dass der mutmaßliche Islamist hinsichtlich der Auswahl seiner Opfer auch genaue Vorstellungen hatte – entsprechende Hinweise soll es geben –, bestätigte Ziska nicht: "Er ist nicht dort hingefahren, um gezielt gegen Polizisten oder bestimmte Personengruppen vorzugehen. Er ist dort hingefahren, weil dort viele Menschen sind." Weshalb der Bursch am Ende von seinen Plänen Abstand nahm, ob ihn schlicht der Mut verlassen hatte oder ob es sonstige Beweggründe gab, sei "Gegenstand der laufenden Ermittlungen", sagte Ziska im Gespräch mit der APA.
Nacht vor Festnahme in Moschee verbracht
Nachdem er das Bahnhofsgelände verlassen hatte, suchte der 16-Jährige – ein Österreicher mit türkischen Wurzeln – in weiterer Folge eine Moschee im 21. Bezirk auf, wo er die Nacht verbrachte. Er nahm am nächsten Tag in der Moschee auch noch an Gebetszeiten teil, ehe er festgenommen wurde. Seit vergangenem Donnerstag sitzt der mutmaßliche Islamist wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation in U-Haft.
Der Terrorverdächtige ist bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Er weist keine Vorstrafen auf und gilt damit als gerichtlich unbescholten, betätigte die Staatsanwaltschaft der APA. Hinweise auf den 16-Jährigen hatte die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) einmal mehr von einem ausländischen Partnerdienst bekommen.