Nach dem Unfall in der Nashornanlage, bei dem am Dienstag eine Tierpflegerin getötet und deren Mann schwer verletzt worden ist, bleibt der Zoo Salzburg auch heute und am Donnerstag geschlossen. Der verletzte Pfleger befinde sich inzwischen auf dem Weg der Genesung, sagte Aufsichtsrats-Vorsitzender Josef Schöchl heute bei einer Pressekonferenz. Unklar bleibt aber weiterhin, wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte. "Wir wissen es nicht", so Direktorin Sabine Grebner.
Die Polizei konnte den Mann aber am Mittwoch befragen. Er bestätigte, was die Ermittlungen der Beamten bisher auch ergeben hatten: Es handelt sich um einen Arbeitsunfall ohne Fremdverschulden, das Arbeitsinspektorat hat "auch keine Sicherheitslücke festgestellt", sagt Polizeisprecherin Irene Stauffer gegenüber der Kleinen Zeitung.
Kein Mitarbeiter darf direkt zu den Nashörnern, wenn sie nicht sediert sind, sagt Grebner. Die pflegerischen Tätigkeiten an den 1,8 Tonnen schweren Dickhäutern im Nashornhaus dürfen nur hinter einer Barriere erfolgen. Diese besteht aus etwa 1,40 bis 1,50 Meter hohen Betonpollern, die einen Durchmesser von ungefähr 30 Zentimeter haben und im Abstand von etwa 40 Zentimeter angebracht sind. Die 33-jährige Pflegerin, die ums Leben kam, wurde allerdings hinter dieser Barriere aufgefunden. "Das heißt aber nicht, dass sie hineingegangen ist", sagte die Direktorin. "Ich bin mir sicher, dass sie alle Sicherheitsrichtlinien eingehalten hat, weil sie immer äußerst vorsichtig und behutsam vorgegangen ist." Möglicherweise sei die Bayerin mit dem Horn über die Poller katapultiert worden, "aber wir wissen es nicht, wir waren nicht dabei, und vielleicht werden wir es auch nie erfahren".
Auf Kameras nichts zu sehen
Eine nächtliche Störung der Tiere scheidet als Ursache wohl aus, denn auf den Bildern der Kameras im Außenbereich "ist nichts zu sehen". Der 34-Jährige, der selbst Tierpfleger im Zoo ist, war am Dienstag mit der Fütterung beschäftigt, während seine Frau die Nashörner mit einem Insektenstift eincremte. Bei der Pflege der 30 Jahre alten Nashornkuh "Jeti" kam es dann zum Unfall. "Er hat versucht, das Tier zu vertreiben und in die Außenanlage zu locken, dabei ist auch er verletzt worden. Er hat jedenfalls alles dafür getan, seine Frau zu retten", sagte die Direktorin.
Am heutigen "Tag danach" seien fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder zur Arbeit gekommen. Bei einem gemeinsamen Frühstück, an dem auch Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams teilgenommen haben, habe man den Tag noch einmal Revue passieren lassen, den jeder etwas anders wahrgenommen habe. "Und wir waren uns einig, dass es im Zoo weitergeht." Im Afrika-Bereich, in dem sich die Nashornanlage befindet, wurde eine Gedenkstätte für die 33-Jährige eingerichtet. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten schon Kerzen aufgestellt, sagte Grebner.
Zoo bleibt noch zu
Es hätten sich auch Pfleger gefunden, die sich in der Lage fühlen, die täglich notwendigen Arbeiten auch bei den Nashörnern weiter durchzuführen. "Jeti" bleibt jedenfalls vorerst in Salzburg. Sollten die Pfleger aber sagen, sie könnten mit ihr nicht mehr arbeiten, werde sie in einen anderen Zoo übersiedeln.
Am Mittwoch und am Donnerstag bleibt der Zoo in Hellbrunn bei Salzburg aber noch geschlossen. "Wir brauchen unsere Zeit. Aus heutiger Sicht haben wir am Freitag wieder offen." Sie ersuche die Besucher aber um Rücksicht, "die Mitarbeiter wollen nicht auf den Unfall angesprochen werden". Auch das Kriseninterventionsteam werde noch im Zoo bleiben. Und das Nashornhaus bleibe bis auf Weiteres überhaupt geschlossen.
In Hellbrunn sind 24 Pflegerinnen und Pfleger beschäftigt. Zehn von ihnen können bei den Nashörnern eingesetzt werden, fünf davon machen das regelmäßig.