Um kurz vor 7 Uhr ist es am Dienstag im Salzburger Zoo zur Tragödie gekommen, sagt Polizeisprecher Stefan Hasler. Eine Pflegerin wurde im Gehege der Nashörner von einem der Tiere totgetrampelt. Die 33-jährige Deutsche war gerade dabei, die Nashörner im Nashornhaus 1 mit einem Insektenstift zum Schutz einzuschmieren, als plötzlich das 1,8 Tonnen schwere Nashornweibchen "Jeti" auf sie losging.

Ein Pfleger (34) - der Ehemann der Pflegerin - fütterte gerade die Tiere, eilte zur Hilfe, wollte offenbar versuchen, das 30 Jahre alte Nashorn zu verscheuchen und wurde schwer am Oberschenkel verletzt. Die Frau wurde so stark verwundet, dass sie noch im Gehege verstarb. Sie wurde am Brustkorb verletzt und konnte nicht wiederbelebt werden. "Sie war bei den Tieren sehr vorsichtig und bedacht und sie hatte ein extrem gutes Gespür für Tiere", sagte Zoo-Direktorin Sabine Grebner in einer kurzfristig organisierten Pressekonferenz. Der Pfleger wurde ins Uniklinikum Salzburg gebracht.

Nashörner grundsätzlich sehr sanfte Tiere

Polizei, Rettung und Kriseninterventionsteam waren vor Ort, "die Erhebungen sind im Gange, es ist vieles noch unklar", sagt Hasler. Auch Grebner weist auf laufende Ermittlungen hin. Man schaue sich zum Beispiel alle Bilder der Überwachungskameras an. Es würden auch alle Sicherheitsbestimmungen evaluiert, und sollten sich hier Möglichkeiten zur Optimierung zeigen, werde man diese natürlich umsetzen. Nashörner seien auf jeden Fall grundsätzlich sehr sanfte und schlaue Tiere, nur ihr Gewicht mache den Umgang mit ihnen schwierig. "Jeti" befindet sich seit 2009 im Zoo Salzburg, gekommen sei sie aus einem Reservat in Afrika.

Grebner äußerte gegenüber den Medien auch ihr tiefes Bedauern und tiefes Mitgefühl den Angehörigen in Bayern gegenüber aus. In der Geschichte des Zoos hätte es noch nie einen so schweren Unfall gegeben.

Experte: Tiere sind nicht schuld

In der Vergangenheit ist es immer wieder zu Tragödien in österreichischen Zoos gekommen (siehe Infobox), aber "Gott sei Dank sind solche Unfälle sehr, sehr selten", weiß Reinhard Pichler von der steirischen Tierwelt Herberstein. Der zoologische Leiter und Fachtierarzt weiß: Bei gefährlichen Wildtieren arbeite man immer mit doppelter Absicherung bei den Gehegen. Auch gebe es laufend Schulungen für die Pfleger. Keinesfalls sei bei Unfällen die Schuld bei dem Tier zu suchen. "Das böse Tier, das ist ein Vorurteil, das man absolut ablehnen muss", sagt Pichler.

Er gibt zu bedenken: "Wildtiere sind Wildtiere, die sind nicht zahm, auch nicht im Zoo. Man weiß im Endeffekt nicht, wie sie reagieren." Zwar würden Tiere eine "gewisse Akzeptanz" gegenüber ihren Pflegern bilden. Doch "jeder Eindringling ist ein Eindringling" und wenn sich das Tier erschreckt, "da reicht vielleicht ein lautes Geräusch, dann verteidigt es sein Revier", erklärt Pichler. Bei dem Gewicht eines Nashorns "kann eine kleine Bewegung schwerwiegende Folgen haben". Achtsamkeit im Umgang mit Tieren, Nachschulungen und Kontrollen seien besonders wichtig.

Was die Konsequenzen von dem Unfall im Salzburger Zoo sein werden und ob es mehr Sicherheit braucht, wird geprüft.

Archivbild des Geheges
Archivbild des Geheges © APA/BARBARA GINDL