Chronis (59) spricht von einer Katastrophe. Er besitzt ein Restaurant in Potistika und hat bei der Suche nach dem vermissten Grazer Pärchen mitgeholfen. Seit Anfang der Woche hatte keiner mehr Kontakt zu Philip und Michaela – beide sind 35 Jahre alt. Vor zehn Tagen haben sie sich im griechischen Argalasti das Jawort gegeben. Die Flitterwochen wollten sie in einem Bungalow im Küstenort Potistika in der Region Pilion genießen. Dann kamen die Unwetter, der Rekordregen und damit die Wassermassen.

Am Donnerstag bestätigte das Außenministerium, dass von der Frau und dem Mann jede Spur fehlt. Auch am Freitag gab es noch keine neuen Informationen, man suche intensiv, so Antonia Praun vom Außenministerium.

"Alle haben den beiden gesagt, dass sie ihr Ferienhaus verlassen sollen, der Besitzer, die anderen Gäste, alle. Aber sie wollten da bleiben", erzählt Chronis verzweifelt. Das gesamte Haus sei dann von den Wassermassen weggeschwemmt geworden. So hat es auch der Besitzer der Unterkunft, Thanasis Samaras, geschildert.

"Bisher haben wir nur eine Tasche von ihnen gefunden, das Auto steht noch da, das war auf der anderen Seite vom Haus abgestellt", sagt Chronis. Er kenne Michaela und vor allem ihre Eltern schon seit 30 Jahren. Die Familie komme immer wieder zum Urlauben in den Ort. "Die Tochter kenne ich quasi seit ihrer Geburt." Der Mann zeigt sich hörbar betroffen.

Das Ausmaß der Verwüstung in Potistika und Milina

"Alles Mögliche wird unternommen"

Die Feuerwehr und die Polizei suchen intensiv nach dem Paar. Das berichtet auch Antonia Praun vom Außenministerium. Die österreichische Botschaft in Athen und das Honorarkonsulat in Volos seien sehr bemüht und würden in engem Kontakt mit den lokalen Behörden stehen, um die Suche voranzutreiben. "Es ist eine sehr, sehr schwierige Lage", sagt Praun vom Außenministerium. Teils erreiche man das Gebiet nur mit Booten, die Einsatzkräfte seien stark gefordert. "Alles Mögliche wird unternommen", betont Praun, die auch in Kontakt mit den Angehörigen ist. Gegen Abend besserte sich die Situation leicht. "Wir hoffen, dass dadurch neue Wege erschlossen werden und mehr Einsatzkräfte kommen können."

Chronis, der noch vor Ort ist, spricht von Menschen, die noch eingeschlossen sind. "Es gibt überhaupt keine Infrastruktur mehr, kein Wasser, keinen Sprit, keine Medikamente."

Das Außenministerium ist mit etwa 60 Österreicherinnen und Österreichern in Kontakt, die sich noch in Katastrophengebieten aufhalten.

Insgesamt seien bisher fast 2000 Menschen gerettet worden, sagte Feuerwehrsprecher Vasilios Vathrakogiannis am Freitag dem Nachrichtensender ERTnews. Die Zahl der Toten lag bis Freitagmorgen weiterhin bei sechs. Wie viele Personen vermisst werden, ist unklar.