Die Unwetterfront, die in der Nacht auf Sonntag von Bayern über Oberösterreich und Salzburg gezogen ist, hat für die Einsatzkräfte enormen Arbeitsaufwand hinterlassen. Rund 750 Alarmierungen zählte das Landesfeuerwehrkommando im Land ob der Enns, im Bundesland Salzburg waren dies etwa 100. Neben zahlreichen Sturmschäden mussten die Hilfskräfte in OÖ bei zwei Seen nach Vermissten suchen, Verletzte versorgen und in Salzburg ein durch Bäume bedrohtes Wohnhaus evakuieren.
Sturmböen mit 125 km/h – das ist Orkanstärke – wurden etwa in Reichersberg gemessen, 111 km/h waren es in Wolfsegg und 106 km/h an der Geosphere-Austria-Messstation in Ostermiething. Hinzu kamen enorme Niederschlagsmengen – das melden die "Oberösterreichischen Nachrichten".
Unwetterfront aus Bayern kommend
Die aus Bayern kommende Unwetterfront traf gegen 18 Uhr in Oberösterreich ein und breitete sich in enormer Geschwindigkeit über das gesamte Bundesland aus, wie die Landeswarnzentrale am Abend mitteilte. Innerhalb von nur einer Stunde gingen 512 Notrufe bei der Feuerwehr ein. Aufgrund des starken Regens waren Unterführungen mit Wasser vollgelaufen, Keller überflutet und Straßenzüge überschwemmt. Durch die heftigen Sturmböen wurden zudem Dächer abgedeckt, umgestürzte Bäume blockierten Straßen und beschädigten Stromleitungen.
Aufnahmen aus dem Raum Braunau zeigen das Ausmaß:
Besonders dramatisch stellte sich die Lage in den Bezirken Braunau und Schärding dar. Hier mussten mehrere eingeschlossene Personen aus Fahrzeugen befreit werden. Auch mehrere Brandeinsätze, unter anderem der Brand einer Maschinenhalle in Pierbach, forderten die Einsatzkräfte.
Sowohl am Holzöstersee in Franking (Bezirk Braunau) als auch in Zell am Moos am Irrsee (Bezirk Vöcklabruck) wurde wegen vermeintlich abgängiger Schwimmer Alarm geschlagen. In beiden Fällen wollten Augenzeugen gesehen haben, dass Menschen nicht mehr ans Ufer zurückgekehrt waren. Ein Großaufgebot der Wasserrettung war im Einsatz, selbst als das Unwetter direkt über den Seen lag. In beiden Fällen musste ergebnislos Stunden später abgebrochen werden. "Es gibt aber auch keine Vermisstenmeldungen", wie die Polizei gegenüber der APA Sonntagvormittag mitteilte.
Stand-Up-Paddlee gerieten in Not
Am Wolfgangsee unternahmen am Samstagabend laut Polizei zwei 29-Jährige trotz Sturmwarnung eine Stand-Up-Paddle Tour. Durch den folgenden Sturm wurde das Paar regelrecht von den Brettern gefegt. Dem 29-Jährigen schlug es das Sportgerät mehrmals gegen den Körper. Mit letzter Kraft rettete er sich schwimmend ans Ufer. Die Frau hielt sich an ihrem Board fest und ließ sich an Land treiben. Beide Personen wurden nach der Erstversorgung durch die Wasserrettung in das Uniklinikum Salzburg gebracht.
Besonders vom Unwetter betroffen war das oö. Innviertel. Im Bezirk Schärding krachte ein vom Sturm umgerissener Baum in St. Florian am Inn auf das Auto einer 24-Jährigen. Die junge Frau war in ihrem Wagen eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Der Notarzt brachte die Verletzte ins Spital. Allein in der Bezirkshauptstadt zählte die Feuerwehr an dem Abend 51 Einsätze, die es von den 76 Mitgliedern abzuarbeiten galt. Neben der Frau im Auto befreiten die Einsatzkräfte acht Personen, die entweder im Lift nach Stromausfall festsaßen oder durch umgestürzte Bäume in ihren Fahrzeugen eingeschlossen waren.
Im Mühlviertel löste vermutlich ein Blitzschlag in Pierbach (Bezirk Freistadt), der eine Maschinenhalle in Brand setzte, einen Großeinsatz aus. Der 60-jährige Besitzer hörte einen lauten Knall. Als er auf das Feuer aufmerksam wurde, stand die Halle bereits in Vollbrand. Elf Feuerwehren rückten zum Einsatzort an. Mehrere Maschinen, Fahrzeuge und Hackschnitzel, die darin gelagert waren, wurden schwer beschädigt. Laut Polizei lag die Schadenshöhe im sechsstelligen Bereich. Verletzt wurde bei dem Brand niemand.
In Bürmoos im Salzburger Flachgau musste ein Mehrparteienhaus vorsorglich teilweise evakuiert werden, meldete der Salzburger Katastrophenschutz. Durch heftige Sturmböen drohten Bäume auf das Haus zu stürzen. Sechs bis acht Personen seien betroffen, hieß es.
Tausende Haushalte ohne Strom
Ebenso waren in beiden Bundesländern Tausende Haushalte stundenlang ohne Strom. In Oberösterreich waren in den Morgenstunden noch rund 5.500 Kunden betroffen, wie Wolfgang Denk von der Netz OÖ GmbH gegenüber dem ORF-Radio Oberösterreich mitteilte. Bis Mittag sollte die Energieversorgung überall wieder hergestellt sein. Betroffen waren die Bezirke Vöcklabruck, Braunau, Ried, Schärding und Rohrbach, wie auf der Homepage berichtet wurde. In Salzburg waren laut Salzburg-AG-Sprecher Michael Frostel im Flachgau rund 3.500 Haushalte ohne Strom. Die Ausfälle begannen gegen 18.00 Uhr, "bis 22.00 Uhr war die Versorgung wieder hergestellt", teilte Frostel der APA auf Anfrage mit.