Es ist ein lieb gewonnenes Ritual im Stadtbad: Um 16.30 Uhr haben die mutigen Springer ihren Auftritt. Ein Bademeister gibt per Pfiff Dreier, Fünfer, Siebener und am Ende den Zehner am Sprungturm frei. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist es ein Vergnügen, vor den Augen der Eltern, Freunde oder Verwandten waghalsig ins kühle Nass zu springen – per Steher, Köpfler oder Bombe.
Vergangenes Wochenende kippte die Stimmung beim Sprungturm schlagartig, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN). Aus Badespaß wurde bitterer Ernst: "Ein junger Erwachsener hat sich aus zehn Meter Höhe nicht zu springen getraut", schildert eine Augenzeugin der Steyrer Zeitung.
Die Zuschauer am Boden hätten ihn noch mit Klatschen motiviert, aber an der Kante habe jedes Mal der Mut zum Sprung gefehlt, heißt es in den OÖN. "Ein Bademeister signalisierte per Handzeichen: entweder springen oder umkehren und die Stufen abwärts steigen, der Turm ist bereits geschlossen." Dieser Aufforderung kam der Badegast nicht nach.
Mit Tritt in die Tiefe befördert
Da dürfte ein erfahrener älterer Bademeister rotgesehen haben. Nach übereinstimmenden Schilderungen mehrerer Augenzeugen – der Fall schlägt auch in sozialen Medien Wellen – ist der Bademeister auf den Zehn-Meter-Turm gestiegen und hat den Badegast beim Genick gepackt, andere sprechen gar von Schlägen und Schreien. Der Mann habe sich beinahe panisch gegen einen Sprung gewehrt – da sei er von dem Bademeister mit einem Tritt in den Allerwertesten unsanft in die Tiefe befördert worden. Viele Freibadbesucher schauten das ungläubig mit an. "So ein Verhalten ist inakzeptabel, zum Glück ist dem Badegast nichts passiert", sagt eine weitere Augenzeugin.
"Ich habe es nicht glauben können, als ich von diesem Vorfall gehört habe", sagt Peter Hochgatterer, Geschäftsführer der Stadtbetriebe Steyr (SBS). Momentan würden Erhebungen laufen, was tatsächlich passiert sei. "Aber dieses Verhalten ist auf jeden Fall ein No-Go", stellt Hochgatterer fest.
Verwarnung für den Bademeister
Am Montag sei jedenfalls eine Verwarnung gegen den Bademeister, an und für sich ein erfahrener und langgedienter Mitarbeiter, ausgesprochen worden. Es gebe zudem eine Anzeige von Badegästen, die alles beobachtet hätten, bei Magistratsjurist Manfred Hübsch. "Bei der Polizei ist der Fall nicht angezeigt worden, der Betroffene hat sich noch nicht beim Stadtbad oder den Stadtbetrieben gemeldet – Näheres lässt sich noch nicht sagen, die Erhebungen sind im Laufen", berichtet Hochgatterer, der noch anfügt: "Uns ist die Sicherheit der Badegäste sehr wichtig."