Zur Bekämpfung des Lehrermangels wollen Bildungs- und Verteidigungsministerium nun auch Soldatinnen und Soldaten als Quereinsteiger für den Lehrberuf gewinnen. Angeworben werden sollen gezielt Milizsoldatinnen und -soldaten, Militärmusiker und Heeressportler, wie Bildungsminister Martin Polaschek und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) ankündigten. Parallel dazu bekommt das Thema Landesverteidigung ab Herbst einen größeren Stellenwert im Unterricht.
In einer breiten Informationskampagne in Stellungshäusern, Kasernen und Zielgruppenmedien des Bundesheeres sollen potenzielle Quereinsteiger im Rahmen der Initiative "Klasse Job" für den Lehrerberuf begeistert werden, so Polaschek, der von "spannenden Zielgruppen" sprach. Gezielt angesprochen werden dabei laut Verteidigungsministerin Tanner neben den 32.000 Milizsoldatinnen und -soldaten die rund 360 jährlichen Militärmusikerinnen und -musiker und die 495 Heeressportlerinnen und -sportler. Deren Beschäftigung beim Bundesheer sei auf 15 Jahre begrenzt, weshalb sie im Rahmen der Kampagne über die Möglichkeiten im Bildungswesen für die Zeit danach informiert werden sollen.
Landesverteidigung im Lehrplan: "Gab lange keinen Bedarf"
Neben der Personaloffensive betrifft die Kooperation zwischen Bildungs- und Verteidigungsministerium auch die Lehrinhalte. Ab September treten die neuen Lehrpläne von Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen in Kraft, in denen das Konzept der umfassenden Landesverteidigung verankert wird. "Das Thema war lange Zeit ausgeklammert, weil es keinen Bedarf gab, über diese Dinge zu sprechen", sagte Polaschek. Die geopolitische Lage infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und anderer Krisen würden die Kinder und Jugendlichen beschäftigen, weshalb es wichtig sei, diese Themen im Unterricht zu thematisieren, so der Bildungsminister.
In enger Kooperation mit dem Bundesheer wird das Thema in den Schulbüchern und auch in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer behandelt. Die Schülerinnen und Schüler sollen laut Polaschek etwa mit Begrifflichkeiten wie Neutralität vertraut gemacht werden. Die Aufgaben des Bundesheers werden den Kindern künftig aber nicht nur in einschlägigen Fächern wie politischer Bildung nahegebracht werden, sondern beispielsweise auch in mathematischen Textaufgaben.
Kooperation mit Bildungsbereich: "Nutzen für beide Ressorts"
Dazu wurden zwei Offiziere in die Schulbuchkommission eingebunden. "Das heißt, unsere Offiziere überprüfen die sachliche Richtigkeit in den Schulbücher", erklärte Tanner und sprach von einem "ganz wichtigen Schritt". So wie im militärischen Bereich ortete Tanner auch beim Wissen über die umfassende Landesverteidigung einen großen Aufholbedarf. Die Kooperation im Bildungsbereich zwischen Bildungs- und Verteidigungsministerium sei ein Nutzen für beide Ressorts und auch für die gesamte Gesellschaft, zeigte sich die Verteidigungsministerin begeistert.
Als Reaktion auf den zunehmenden Lehrermangel in einigen Regionen und Fächern wirbt das Bildungsministerium seit vergangenem Herbst unter dem Titel "Klasse Job" um Personal. Laut Bildungsministerium haben sich bisher insgesamt 3300 Personen für einen Quereinstieg an einer Schule beworben, 1300 wurden bereits zertifiziert und 600 haben sich für eine Stelle an einer Schule beworben.