Von 10. bis 25. September tagen die Welterbe-Experten der Unesco in Riad. Auch Wien wird dort Thema sein. Die historische Innenstadt der österreichischen Hauptstadt zählt ja zu den Unesco-Welterbestätten. Pläne für ein Megabauprojekt am Heumarkt führten allerdings dazu, dass Wien auf die Rote Liste gesetzt wurde – dort wird die Stadt auch weiter bleiben, heißt es jetzt im Vorfeld der Sitzung in Riad.

Das geht aus den Entscheidungsentwürfen hervor, die dort behandelt werden sollen und nun veröffentlicht wurden. Im vom Unesco-Welterbezentrum und den internationalen Expertengremien ICOMOS, IUCN und ICCROM erarbeiteten Entwurf werden die Fortschritte, etwa hinsichtlich der rechtlichen Verankerung des Welterbes sowie des Managementplans, ausdrücklich begrüßt.

Pläne adaptiert

Was das umstrittene Bauprojekt am Heumarkt betrifft, wird allerdings darauf verwiesen, dass eine "Planung ohne negative Auswirkung auf den Outstanding Universal Value (OUV) der Welterbestätte" notwendig sei. Erst vor rund vier Wochen hatte Wertinvest neue Pläne vorgestellt, die eine 56,5 Meter hohe "Wohnscheibe", einen Neubau des Hotel Intercontinental mit 47,85 Meter Höhe sowie eine frei zugängliche Stadtterrasse, ein Konferenzzentrum und eine zentrale Freifläche vorsehen. Die Adaptierungen der Baupläne gehen der Unesco allerdings nicht weit genug, um Wien von der Roten Liste zu nehmen.

"Keine Strafaktion"

Für Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen Unesco-Kommission, mache die Entscheidung des Welterbekomitees deutlich, "dass die Prozesse der vergangenen Jahre, insbesondere die stärkere und konkrete Verankerung des Welterbes in den Verwaltungsprozessen der Stadt Wien, in die richtige Richtung weisen. Dies wird auch international positiv wahrgenommen." Der Verbleib auf der Roten Liste, auf der sich Wien seit 2017 befindet, sei keine Strafsanktion, "sondern eine Möglichkeit des Welterbekomitees, den Weg zur Bewahrung des Welterbes nachhaltig zu begleiten", so Haag.

Seitens der Wertinvest verwies man auf die zuletzt erfolgte Adaptierung, deren Ziel "eine welterbeverträgliche Planung" sei, "die alle Vorteile für Wien sicherstellt". Eine Feststellungsprüfung bezüglich einer Umweltverträglichkeitsprüfung und ein dafür in Auftrag gegebenes Gutachten hätten zudem ergeben, "dass für das Projekt 'Heumarkt Neu' keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss", so Daniela Enzi, Geschäftsführerin des Projektbetreibers, gegenüber der APA. "Dementsprechend sind die zuständigen Behörden gefordert, jetzt schnellstmöglich die nächsten Schritte zu setzen. Die Unesco als internationale Organisation hat im nationalstaatlichen Behördenverfahren keine Rechtsposition. Wir möchten deshalb auch keine Textentwürfe im Vorfeld kommentieren."