Stephan Hering-Hagenbeck, Direktor des Tiergartens Schönbrunn, trat am Dienstag eine große Debatte los. Er sprach in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung davon, Tieren öffentlich keinen Namen mehr zu geben - ein erstes Beispiel war das frischgeborene Orang-Utan-Mädchen. Damit wolle man nicht einzelne Individuen hervorheben, sondern den Schutz einer ganzen Population in den Vordergrund rücken. Dies sei "bewusst ein neuer Weg im deutschsprachigen Raum", man übernehme damit eine Vorreiterrolle. Etwas mehr als 48 Stunden später rudert der Zoo zurück. Man werde auch weiterhin Namen an Jungtiere vergeben, da man die Tiere schließlich auch individuell pflege und wertschätze. Diese sollen auch öffentlich auf Nachfrage kommuniziert werden.
Namen nicht mehr als "Marketinginstrument"
"Der Tiergarten Schönbrunn ist ein Ort, an dem sich Tier und Mensch respektvoll begegnen und der dem Artenschutz verpflichtet ist. Unsere Schützlinge sind für uns das Um und Auf, ihr Wohl ist uns besonders wichtig und natürlich hat jedes Tier seinen individuellen Namen. Wir möchten zukünftig die Namensgebung des Tieres lediglich nicht mehr als Marketinginstrument in den Vordergrund stellen", betont Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck am Donnerstag in einer Aussendung. Die Namensgebung obliege den Tierpflegerinnen und Tierpflegern, die sich tagtäglich um das Wohlergehen der Tiere kümmern. Auf Nachfrage erfährt man also auch den Namen des Orang-Utan-Weibchens: Nilah. "Er bedeutet aus dem Indonesischen übersetzt so viel wie Erfolg: Und das passt super, weil die Nachzucht ja ein toller Erfolg für die Art der Orang-Utans ist", schreibt das Social-Media-Team des Tiergartens.
Diskussion nutzen
Ganz für die Fisch' oder die (Wild-)Katz' soll die angeregte öffentliche Debatte aber nicht sein. Der Tiergarten Schönbrunn möchte dadurch den Fokus auf das zunehmende Artensterben und den Verlust von Lebensräumen und die zunehmend wichtige Aufgabe von zoologischen Gärten im Artenschutz und beim Aufbau von Reservepopulationen lenken. Hering-Hagenbeck: "Wir freuen uns sehr, wie sehr die Besucherinnen und Besucher unsere Tiere sowie die Bedeutung des Tiergartens und unsere Arbeit schätzen. Wir bleiben auch bemüht, uns weiterzuentwickeln und dennoch unsere Traditionen und unsere einzigartige Geschichte zu bewahren."