Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) setzen ab dem Frühjahr 2026 erstmals Railjet-Doppelstockzüge ein. 14 zweistöckige Züge für den Fernverkehr wurden beim Schweizer Zughersteller Stadler bestellt, kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä am Donnerstag bei einer Pressekonferenz an. Zuerst sollen die Railjet-Doppelstockzüge auf der Weststrecke eingesetzt werden. Mit Fertigstellung des Semmering-Basistunnels werden die Züge dann auch auf der Südstrecke fahren.
"Die Menschen sind bereit, auf Öffis umzusteigen, wenn diese günstig, bequem und attraktiv sind", sagte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei der Präsentation der neuen Züge. "Mit den neuen Doppelstockzügen kommen die ÖBB dieser Nachfrage entgegen."
Der von Stadler gefertigte sechsteilige Railjet-Doppelstockzug mit einer Länge von 160 Meter hat eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und bietet 480 Sitzplätze. Laut ÖBB haben bei den doppelstöckigen Zügen rund ein Fünftel mehr Reisende Platz als in der bestehenden Railjet-Flotte. Durch die Niederflurbauweise ist ein barrierefreier Ein- und Ausstieg für Personen mit Rollstuhl, schwerem Gepäck, Fahrrad oder Kinderwagen möglich. Geplant sind zwei Rollstuhlplätze, acht Fahrradstellplätze und zwei Catering-Zonen mit Automaten für Snacks und Getränke. Speisewagen und Business Class sind bei den Railjet-Doppelstockzügen nicht vorgesehen.
Auch neue Züge für den Nahverkehr
Zusätzlich haben die staatlichen ÖBB am Donnerstag die Bestellung von 21 weiteren Cityjet-Doppelstockzügen bei Stadler für den Nahverkehr in der Ostregion bekannt gegeben. Das Auftragsvolumen für die insgesamt 35 Züge beträgt rund 600 Mio. Euro. ÖBB und Stadler verfügen über eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung von insgesamt 186 zweistöckigen Zügen. Durch mehrere verwaltungsgerichtliche Verfahren verzögerte sich aber der Abschluss der Ausschreibung. Nach einigen Unklarheiten zu der elektronischen Signatur von Stadler hat der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Februar 2022 letztinstanzlich den Weg für den Auftrag freigemacht. Im ersten Abruf aus der Rahmenvereinbarung wurden im April 2022 bereits 20 sechsteilige und 21 vierteilige Cityjet Doppelstockgarnituren mit einem Volumen von 700 Mio. Euro bestellt.
Mit den Zugbestellungen reagiert die ÖBB auf den Fahrgastboom. Unter anderem das Klimaticket und hohe Spritpreise haben deutlich mehr Personen die Bahn nehmen lassen. Im Fernverkehr zählten die ÖBB 2022 insgesamt 41,6 Millionen Fahrgäste, ein Plus von 9 Prozent gegenüber 2019. Bahnchef Matthä hofft beim Zugbauer Stadler auf das "Schweizer Uhrwerk" und auf termingerechte Lieferung. Bei deutschen Herstellern gebe es ein bis zwei Jahre Lieferverzögerung bei bestellten Zügen. "Wir liefern Doppelstockzüge auf Termin", sagte der exekutive Verwaltungsratspräsident von Stadler, Peter Spuhler, bei der Pressekonferenz. Der mehrheitlich private ÖBB-Mitbewerber Westbahn fährt seit dem Firmenstart im Jahr 2011 mit Doppelstockzügen von Stadler.