Wie geht es dem Chef der Spanischen Hofreitschule mit dem Gestüt Piber?

Alfred Hudler: Ich war früher mit meiner Familie hier und habe es immer großartig gefunden. Es ist sehr viel Kompetenz vorhanden – von der Aufzucht, der Zucht, dem Landwirtschaftsbetrieb, dem Hufschmied und Gewerken. Das müssen wir noch mehr Menschen zugänglich machen. Das ist ein Bildungsauftrag, aus dem man mehr machen kann.

Woran scheitert das?

Die Voraussetzungen sind gut, die Hürde ist die Fahrzeit, weil man zweieinhalb Stunden von Ostösterreich hierher braucht und für einen Tagesausflug fünf Stunden im Auto sitzen müsste. Ich denke nicht nur an Familien, sondern auch an Firmen, die hier Workshops und Seminare machen könnten. Aber es gibt in der Region zu wenig Quartiere und wir selbst werden kein Hotel betreiben.

Angeblich soll das Unternehmen ohne Gestüt finanziell glänzend dastehen. Könnte man die Hengste für die Spanische bei internationalen Gestüten zukaufen?

Das ist nicht angedacht. Wir sind dem Spanischen Hofreitschulgesetz verpflichtet und haben den Titel immaterielles Kulturerbe. Ich arbeite mit meinem Team so, wie die Gegebenheiten sind. Wir wollen den Standort Piber ausbauen.

Wie möchten Sie die Einnahmen steigern?

Beispielsweise mit dem Kletterpark, der in Betrieb genommen wurde. Ich bin mir sicher, dass wir viele ins Gestüt bringen, die uns nicht so im Visier hatten und die regelmäßig wiederkommen werden. Derzeit halten wir bei 30.000 Besuchern jährlich, die möchten wir heuer verdoppeln. Beim Kletterpark schauen wir, wie dieser anläuft, und setzen uns dann die Ziele für 2024.

Viele erfahrene Mitarbeiter sollen Piber verlassen haben. Wie viele Leute sind beschäftigt, und können langjährige Beschäftigte ihr Wissen noch weitergeben?

In meiner Zeit gab es hier keine Suspendierung. In einem Krankheitsfall konnten wir eine Lösung finden. Wir haben rund 80 Mitarbeiter. Jemand aus dem Marketing wollte sich nach zwölf Jahren verändern, deshalb gibt es seit Juni einen Wechsel. Anita Gsodam leitet mit ihrem Team nun das Café, das nun täglich bis 20 Uhr geöffnet hat. Wir haben noch viele erfahrene Leute dabei, die das Wissen weitergeben. Es läuft sehr gut.

Was ist dran an der Kritik zum schlechten Klima im Haus?

Ich rede viel mit den Leuten, wenn ich hier bin, und habe von allen einen engagierten Eindruck. Derzeit sind wir dabei, die Fahrabteilung neu aufzubauen, in der Reitabteilung unterstützt uns der frühere Oberbereiter Arthur Kottas-Heldenberg. Es ist nicht so einfach, Leute zu kriegen.

Kritiker behaupten, junge Bauernsöhne aus der Region seien schriftlich ohne Vorstellungsgespräch abgelehnt, stattdessen Leiharbeiter eingestellt worden.

Ich habe nachgefragt, es wurde niemand ohne Gespräch abgelehnt. Wir suchen Leute für die Landwirtschaft und es wurden Rumänen eingestellt. Das passt zur Tradition der Spanischen Hofreitschule. Im Personalbereich wird es ab 1. Juli eine neue Verantwortliche geben, die für alle Standorte zuständig ist und regelmäßig in Piber sein wird. Es geht um Aus- und Weiterbildung, auch was Führungsaufgaben betrifft.

Wird es in Wien wieder ein Sommerprogramm mit Personal und Pferden aus Piber geben?

Wir haben uns heuer eine Nachdenkpause verordnet und wollen die geeigneten Voraussetzungen schaffen. Im Sommer werden wir das Programm für alle drei Standorte neu planen. Bei der Gala am Heldenberg werden Reiter und ein Vierspänner aus Piber dabei sein. Zudem findet hier der Almabtrieb am 9. September statt und danach das Fest der Lipizzaner.

Ist diese Evaluierung fertig?

Wir lassen unsere Organisation von der Uni St. Gallen evaluieren, um den Wert für künftige Kooperationspartner festzustellen. Dann werden wir ein Konzept für die nächsten Jahre entwickeln und schauen, welche Möglichkeiten es mit den Ländern Wien, Niederösterreich und Steiermark gibt.