Ab 2024 dürfen im Bodensee drei Jahre lang keine Felchen mehr gefangen werden. Darauf hat sich die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) geeinigt. Das Fangverbot sei "ganz wichtig" zur Bestandserholung, so Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer, kürzlich bei der Präsentation eines Vorarlberger Maßnahmenpakets. Ein Fangverbot allein werde nicht reichen, war auch Berufsfischer Franz Blum am Donnerstag im APA-Gespräch überzeugt.

Neben dem Nährstoffmangel im See – das Wasser ist für den planktonfressenden Felchen quasi "zu sauber" – setzen den Fischbeständen auch der fischfressende Kormoran, der Klimawandel und dadurch begünstigte invasive Arten zu. Dazu zählen vor allem die aus dem Schwarzmeer-Raum stammende Quagga-Muschel, die bei der Nahrungsaufnahme wie ein Filter das Wasser weiter säubert, und der Stichling.

Stichling dringt in die Tiefen vor

Dieser aus Aquarien stammende Fisch vermehrte sich in den vergangenen Jahren rasant. Während er früher zumeist in Ufernähe vorkam und so dem im Freiwasser lebenden Felchen nicht in die Quere kam, besiedelt der Stichling den See inzwischen bis in große Tiefen. Die Fischart macht heute bis zu 90 Prozent der Fischindividuen im Bodensee aus, so kürzlich präsentierte Untersuchungsergebnisse eines grenzüberschreitenden Projekts unter Leitung des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag.

Stichling und Quagga-Muschel ließen die Fangerträge auch der Vorarlberger Berufsfischer stark einbrechen, sie wurden in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert. Als Folge geben immer mehr Berufsfischer auf. In Vorarlberg üben den Beruf derzeit noch neun Personen mit Halden- und Hochseepatent aus.

Fangverbot allein ist zu wenig

Einer davon ist Franz Blum aus Fußach (Bez. Bregenz), Berufsfischer in dritter Generation. "Das Fangverbot kann nur ein erster Schritt sein – es ist schließlich nicht der Fangdruck an der Lage schuld", erklärte er am Donnerstag gegenüber der APA. Für ihn muss dringend an weiteren Stellschrauben gedreht werden, etwa was den Kormoran und den Stichling angeht. Die Politik handle aber nur schleppend, wenn es darum gehe, den Bodenseefisch als Nahrungsmittel und Marke zu erhalten. "Dabei geht es da nur ums Wollen", so Blum. So werde etwa die in Vorarlberg an sich per Bescheid mögliche Eindämmung des Vogels zu wenig umgesetzt, das Stichlingsproblem sei seit mindestens 2016 bekannt. Eine Reduktion des Kormorans würde laut Blum auch dem Stichling zusetzen, denn der Bodensee-Kretzer habe die invasive Fischart bisher in Schach gehalten. Gerade der Kretzer stehe aber als Jungfisch massenweise auf dem Speiseplan des Kormorans. "Da ist ein Ungleichgewicht entstanden. Diese Vögel vertilgen 400.000 Kilo Fisch jährlich am See", so Blum.

Das vom zuständigen Landesrat Christian Gantner (ÖVP) Anfang Juni präsentierte Maßnahmenpaket in Vorarlberg, um den Felchenbestand langfristig wieder zu stärken, sieht Blum durchwegs positiv, nur laufe alles eben schleppend. So will man den Felchen für den Besatz in der Brutanstalt des Vorarlberger Landesfischereizentrums zukünftig nicht nur erbrüten, sondern bis zu einer "stichlingsfesten" Größe (35 Millimeter) vorstrecken. Zudem sollen laut Berufsfischer-Sprecher Bösch verstärkt Fischarten in den Markt eingeführt werden, die von den veränderten Bedingungen im See weniger betroffen sind. Neben den bisher bekannten Arten würden ganze Fische und Fischfilet von etwa Rotauge, Hecht, Wels oder Schleie angeboten. Franz Blum hat diese Fische schon seit Jahren im Angebot. Den Felchen, den "Brotfisch" der Berufsfischer, ersetzen können diese aus seiner Sicht aber nicht. Rentabel sei die Fischerei ohnehin nicht mehr, ans Aufhören denkt er trotzdem nicht: "Die Fischerei ist mein Leben, ich kämpfe bis zuletzt."

Schwierige Situation für Bodenseefischer

Die Situation der Bodenseefischerei gilt seit Jahren als schwierig. Wurden bis 2015 rund um den Obersee noch 400 bis 600 Tonnen an Speisefischen gefangen – zwei Drittel davon Felchen – so waren es seither im Mittel 270 Tonnen. Im vergangenen Jahr belief sich der Fangertrag auf 153 Tonnen Fisch, davon 21,6 Tonnen in Vorarlberg. Dabei handelte es sich überwiegend um Barsche und Rotaugen. Kritisch gesehen wurde das Fangverbot auf deutscher Seite. So forderte die Vorsitzende des Verbands der Badischen Berufsfischer, Elke Dilger, härtere Schritte gegen den als "Fischräuber" geltenden Kormoran. Auch das Problem mit den Stichlingen sei seit Jahren bekannt, es sei aber nichts unternommen worden. "Das Felchenfangverbot ist der kleinste Faktor zur Schonung des Fischbestandes im See", sagte Dilger.