Im Waldviertel soll eine 32-jährige Frau im vergangenen Winter ihren zwölfjährigen Sohn wie ein Tier in eine Hundebox eingesperrt und gequält haben. Der Fall ist am Montag bekannt geworden.

"Der Bub hat bei der Einlieferung ins Krankenhaus nur mehr eine Körpertemperatur von 26,8 Grad gehabt", schildert Polizeisprecher Johann Baumschlager gegenüber der Kleinen Zeitung. Das stark unterkühlte und halb verhungerte Kind fiel in ein lebensbedrohliches Koma, inzwischen "geht es ihm besser", sagt Baumschlager. Aber es habe "schwere seelische Verletzungen davongetragen".

Am 23. November 2022 wurde der Bub ins Krankenhaus eingeliefert. Eine Sozialarbeiterin hatte gerade noch rechtzeitig die Rettung verständigt und dem Kind das Leben gerettet. Nachdem das Spital Anzeige erstattet hatte, wurde die Mutter festgenommen.

Wie der "Kurier" zuerst berichtete, soll die Mutter ihr Kind im vergangenen Winter in einem nicht beheizten Zimmer immer wieder mit kaltem Wasser übergossen und währenddessen für mehrere Stunden bei Minusgraden die Fenster der Wohnung geöffnet haben. Zur "Disziplinierung", wie der "Kurier" schreibt.

Ermittlungen im Gange

Die Mutter wird verdächtigt, das Kind von Anfang September bis 22. November 2022 gefangen gehalten zu haben, "indem sie den Buben fesselte und knebelte und ihn wiederholt über Stunden in eine zirka 57 x 83 x 50 cm große Hundebox einsperrte, die sie mit Gegenständen beschwerte und mit der Öffnung gegen die Wand schob, sodass der Unmündige nicht entkommen konnte", zitiert der "Kurier" aus dem Gerichtsakt.

Der Fall ist erst jetzt ins Licht der Öffentlichkeit gekommen, weil die Mutter eine Grundrechtsbeschwerde wegen der gegen sie verhängten U-Haft eingebracht hatte. Diese wurde vom Obersten Gerichtshof am 22. Mai abgelehnt.

Die 32-Jährige soll dem Buben körperliche und seelische Qualen zugefügt haben, "indem sie diesen wiederholt - zuletzt täglich - mit den Fäusten schlug, es unterließ, seine Verletzungen medizinisch versorgen zu lassen, ihm durch Zerren und gewaltsames Festhalten Hämatome zufügte, ihn auf einem Hundenest schlafen ließ, ihn hungern ließ und ihn in zahlreichen Angriffen mit kaltem Wasser übergoss", wie aus der OGH-Entscheidung hervorgeht.

"Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes sind nach wie vor im Gange", sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Über Motive beziehungsweise Umfeld der Frau konnte Baumschlager noch nichts sagen - auch aus Opferschutzgründen, wie es heißt.

Fall erst jetzt bekannt geworden

Die Mutter sitzt in Krems in Untersuchungshaft, gegen sie wird unter anderem wegen versuchten Mordes, Quälen und Vernachlässigung ermittelt. Laut Baumschlager wartet man noch auf einige vom Gericht in Auftrag gegebene Gutachten: Einerseits psychiatrische Gutachten die Frau betreffend und andererseits gesundheitliche Gutachten den Sohn betreffend.

In der OGH-Entscheidung wird eine "gravierende psychische Störung" der Frau in Verbindung mit einer "offensichtlich vorliegenden sadistischen Persönlichkeit" vermutet. "Wir rechnen mit einer Entscheidung über die Anklage Ende des Sommers", sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Von der Bildungsdirektion Niederösterreich gab es auf Anfrage der Kleinen Zeitung zum aktuellen Fall kein Statement. Man weist aber darauf hin, dass, wenn ein Kind länger unentschuldigt in der Schule fehlt, die Kinder- und Jugendhilfe eingeschaltet wird. Der Kinder- und Jugendhilfe sei der Fall bekannt, teilte die zuständige Abteilung des Landes mit. Aus datenschutzrechtlichen Gründen könnten keine weiteren Informationen erteilt werden, hieß es. Gebeten wurde, die Privatsphäre des Kindes zu berücksichtigen.