Konversionstherapien sind in Österreich nach wie vor erlaubt. Mit dem Beginn des morgigen Pride-Monats rückt die Debatte um die vermeintlichen Umpolungstherapien bei queeren Personen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Oppositionsparteien drängen auf ein Gesetz. Darunter Yannick Shetty, LGBTIQ-Sprecher der Neos. Gefordert wird ein "Verbot von Homoheilungen", diese würden häufig in einem "nicht therapeutischen Kontext" stattfinden, vorrangig in "klerikalen, erzkonservativen Familiencamps", heißt es. Auch die SPÖ fordert "endlich Bewegung beim ausstehenden Gesetz zum Verbot von Konversionstherapien und dem Schutz intergeschlechtlicher Kinder und Jugendlicher".
Gesetz für Juni geplant
Am 1. Juni, zum Auftakt des Pride-Monats, sollen im Rahmen einer Expertenrunde "die letzten Bedenken ausgeräumt werden", sagt Grüne LGBTIQ-Sprecherin Ewa Ernst-Dziedzic. Dann hieße es: "Freie Fahrt für den Gesetzesbeschluss. Ich wüsste nicht, was noch offen wäre", so Ernst-Dziedzic gegenüber der Kleinen Zeitung. "Unser Ziel wäre, dass der Gesetzesentwurf noch im Juni im Parlament eingebracht wird", bestätigt VP-Nationalratsabgeordneter Nico Marchetti. Der fertige Gesetzesentwurf liegt seit Oktober 2022 bei der Bundes-ÖVP. Justizministerin Alma Zadić kündigte bereits im Februar 2022 an, das Gesetz schon im Sommer 2022 durchzubringen, auch der Nationalrat kam bereits zweimal – Juli 2019 und Juni 2021 – einstimmig zu dem Entschluss, Konversionstherapien gesetzlich zu verbieten.
Die Kleine Zeitung hat im Februar 2023 im Rahmen einer verdeckten Recherche eine derartige Einrichtung in Graz besucht. In dieser Behandlung wurde Homosexualität mehrmals als "Krankheit", "geistige Störung" oder "Neigung, die korrigiert gehört" bezeichnet. Patientinnen und Patienten wird geraten, sich von ihrem sozialen Umfeld abzukapseln und stattdessen religiös-konservativen Vereinen beizutreten. Die "Therapie" ist weder medizinisch noch wissenschaftlich anerkannt.
Daniela Breščaković