Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) berichtet auf seiner Website über einen Mastbetrieb aus Niederösterreich, in dem zahlreiche Tiere qualvoll verenden – und das zum wiederholten Mal. Schon 2022 sorgten Bilder aus dem Betrieb für Reaktionen in ganz Österreich. Wir haben hier darüber berichtet.
Als Konsequenz der Berichterstattung vor wenigen Monaten wurden engmaschige Kontrollen angekündigt, die offensichtlich keine Wirkung entfaltet haben. Nach einer ersten Anzeige hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten Strafantrag wegen Tierquälerei gegen den Landwirt eingebracht. Die Einzelrichterverhandlung, die heute Mittwoch, stattfand, endete mit einer Diversion. Der großteils geständige Inhaber willigte ein, gemeinnützige Leistungen im Ausmaß von 140 Stunden zu erbringen.
Der VGT hat nun erneut Anzeige bei der BH St. Pölten-Land und der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet und fordert ein Tierhaltungsverbot für den Landwirt.
Mülleimer voller Kadaver
Und wie auch im Vorjahr zeigen die Aufnahmen vom Februar und April 2023 verheerende Zustände in den Ställen des Betriebes. Tote Tiere – Lämmer, Ziegen, Rinder – liegen zwischen den lebenden, neben den Mastbuchten sind Mülleimer voll mit Tierkadavern. Insgesamt wirke die Haltung "nach wie vor stark verwahrlost", was angesichts der bereits zuvor aufgedeckten Missstände und Anzeigen gegen den Betrieb (auch schon 2022 und 2013) "höchst bedenklich ist", hieß es.
"In diesem Betrieb sterben offensichtlich unheimlich viele Tiere. Fällt das den Behörden oder der Tierkörperverwertung nicht auf?", so VGT-Campaignerin Lena Remich. Bei den größeren Rindern sammle sich eine zentimeterhohe Gülleschicht am Boden, zahlreiche Tiere weisen auch gesundheitlich Probleme auf, etwa kahle und aufgerieben Stellen an den Hälsen.
Tierhalteverbot gefordert
Der Fall hatte im September des Vorjahres für Aufsehen gesorgt. "Die mehrmals durchgeführten unangekündigten tierärztlichen Kontrollen haben zwischenzeitlich immer wieder Verbesserungen gezeigt, auch angeordnete Sofortmaßnahmen wurden vom Betrieb immer umgesetzt", teilte Bezirkshauptmann Josef Kronister auf Anfrage der Austria Presse Agentur mit. Der Betrieb scheine aber den erforderlichen hohen Standard nicht halten zu können. Es seien gerichtliche und verwaltungsrechtliche Verfahren anhängig. "Ein Tierhalteverbot wird ebenfalls geprüft, wobei das aktuelle Tierschutzrecht dafür sehr hohe inhaltliche und formale Anforderungen vorsieht", hieß es. "Die BH St. Pölten unternimmt jedenfalls alles, um eine dauerhafte Lösung im Sinne des Tierwohls zu erreichen", wurde betont.
In der Verhandlung am Mittwoch rechtfertigte sich der Beschuldigte mit Überlastung. Er leide unter immer wieder auftretenden Rückenschmerzen, gab der 49-Jährige zu Protokoll. Skizziert wurde vom Einzelrichter ein Geschäftsmodell, das stets an der Schwelle zum Tierschutzverstoß wandle. Es sehe so aus, dass "Sie viele Tiere zu günstigen Preisen beziehen, die schon in sehr schlechtem Zustand sind", sagte der Richter zum Beschuldigten. Tiere, "die andere Betriebe töten würden". Dem pflichtete der Angeklagte bei: "Wir probieren, dass wir sie doch vielleicht durchbringen".
Erworben würden die Tiere um zehn bis 20 Euro, der Verkauf an den Schlachthof erfolge nach viereinhalb bis sechs Monaten zu einem Preis von 120 bis 140 Euro. Die Tiere erhalten laut dem Angeklagten Kraftfutter, etwa 80 Prozent würden auch Betreuung durch Veterinärmediziner benötigen. "Das geht sich aus mit den Kosten?", fragte der Richter. "Muss sich ausgehen", entgegnete der Landwirt.
Laut Ansicht des Richters ergibt sich aus Kontrollen der BH "schon ein eher positiver Ausblick, was die Tierhaltung betrifft". Die Anzeige habe ein "sehr massives" Bild gezeichnet. Nach Erhebungen von Sachverständigen ergebe sich aber auch eine Erklärung dafür. Generell sei der Mastbetrieb "sehr oft kontrolliert worden".