In Österreich sind im Jahr 2022 insgesamt 104 Opfer von Menschenhandel identifiziert worden. 71 waren Männer, 33 Frauen. Der Großteil der Opfer stammt aus Drittstaaten wie dem Irak oder Indien, die Betroffenen wurden als Arbeiter missbraucht. 49 Tatverdächtige (41 Männer und acht Frauen) wurden angezeigt. Im Vorjahr wurden außerdem 26 weibliche Opfer von grenzüberschreitendem Prostitutionshandel erkannt. 20 Tatverdächtige (14 Männer und sechs Frauen) wurden deshalb angezeigt.
Acht weibliche Opfer von Menschenhandel waren minderjährig, bei der grenzüberschreitenden Prostitution war ein Opfer noch keine 18 Jahre alt, geht aus dem am Dienstag veröffentlichten "Lagebericht 2022" zu Schlepperei, Menschenhandel und illegales Glücksspiel des Innenministeriums hervor. Opfer von Menschenhandel sind in der zivilen Gesellschaft kaum sichtbar, die Ausbeutung findet im Verborgenen statt, heißt es im Bericht. Österreich befindet sich aufgrund der geografischen Lage in einer besonderen Position, da es in diesem Kriminalitätsbereich nicht nur Transit-, sondern auch Zielland ist.
Bei den Tatverdächtigen bezüglich Menschenhandels stammten die meisten aus Rumänien (zwölf), gefolgt von der Türkei (zehn) und Ungarn (vier). Fünf Verdächtige waren im Vorjahr Österreicher. Beim grenzüberschreitenden Prostitutionshandel waren acht Verdächtige aus Rumänien, sechs aus Bulgarien und drei aus Ungarn.
21 Opfer sexuell ausgebeutet
21 weibliche Opfer von Menschenhandel wurden im Vorjahr sexuell ausgebeutet – drei davon waren noch minderjährig. 75 Betroffene – 69 Männer und sechs Frauen – wurden wegen ihrer Arbeitskraft ausgebeutet, eine Person war noch keine 18 Jahre alt. Zwei Männer und zwei Frauen wurden im Bereich Bettelei als Opfer erkannt. Außerdem wurden in drei Ermittlungsverfahren von Kinderhandel vier minderjährige weibliche Opfer identifiziert.
Die pandemiebedingten Lockdowns und Einschränkungen der Reise- und Bewegungsfreiheit im Vorjahr zeigten deutliche Auswirkungen auf sexuelle Ausbeutung und Bettelei, dadurch wurden bestehende Notlagen weiter verschärft. Die Täter übten noch größeren Druck oder Zwang auf ihre Opfer aus, damit diese den vorgegebenen "finanziellen Erlös" erbrachten. Im Baugewerbe und in der Landwirtschaft wurden ebenso äußerst bedenkliche Arbeitsbedingungen festgestellt. Es zeigte sich deutlich, dass wirtschaftliche Zwangslagen und die Ausbeutung durch Menschenhandel eng verbunden sind, heißt es im Bericht.
Starker Anstieg illegaler Prostitution
Die Pandemie brachte im Vorjahr auch im Bereich der Prostitution noch Einschränkungen für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister (SDL), wie beispielsweise durch die Ein-/Ausreisebestimmungen oder aufgrund der geschlossenen Etablissements (Arbeitsverbot). Vielen Betreiberinnen und Betreibern von Etablissements und Begleitagenturen war eine Öffnung nicht mehr möglich und es wurde ein starker Anstieg der illegalen Prostitution festgestellt.
Im Vorjahr wurden in Österreich insgesamt 617 Rotlichtlokale betrieben – 2021 waren es 641 gewesen. Die Lokale wurden laut dem Bericht hauptsächlich als Bordelle, Laufhäuser, Sauna- beziehungsweise Wellnessclubs, Go-go-Bars, Tabledance-Lokale und Studios geführt. Die meisten Rotlichtlokale befanden sich 2022 in Wien (312), gefolgt von Oberösterreich (85) und der Steiermark (74). In Tirol gab es 35 und in Salzburg 37 Etablissements, Bordelle und Tabledance-Lokale. Dahinter folgten Niederösterreich (32), Kärnten (19) und das Burgenland (14). In Vorarlberg werden von der Behörde keine Bordellgenehmigungen erteilt. Bei den dortigen neun Etablissements handelt es sich ausschließlich um Tabledance-Lokale und rotlichtnahe Betriebe. Österreichweit waren im Vorjahr 5279 Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister (SDL) tätig, im Jahr davor waren es 5018 gewesen.