Die Freistellung samt "Stallverbot" für Oberbereiter Andreas Hausberger, der fast 40 Jahre lang im Sattel der Lipizzaner saß, hat nicht nur in der Reithalle der Spanischen Hofreitschule (SRS) viel Staub aufgewirbelt. Hausberger hatte zuvor Geschäftsführer Alfred Hudler schriftlich auf mögliche Missstände aufmerksam gemacht, zum Handeln aufgefordert oder sein Amt zur Verfügung zu stellen.
Vor allem bei Kennern in der Pferdeszene löste diese Nachricht lautes "Schnauben" aus. "Die Spanische war für mich immer ein Tempel der Reitkunst. Es ist schwer erträglich, zu sehen, wie fachlich so schlecht gehandelt wird. Deshalb habe ich kürzlich die Petition 'Stopp der Zerstörung des Weltkulturerbes Spanische Hofreitschule' auf der Plattform 'change.org' gestartet", sagt Alfons Dietz, der selbst acht Jahre lang als Reiter das Publikum des "weißen Balletts" begeisterte, und inzwischen als Pferdetrainer und Fachbuchautor einen guten Ruf hat.
Weltkulturerbe möglicherweise gefährdet
Er richtete die Petition an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Aufsichtsratschef Martin Winkler und die Organisation Unesco-Weltkulturerbe Österreich. "Ich selbst habe keine Ambitionen in die Spanische zurückzukehren, es war immer ein schwieriges Pflaster und es gibt extrem wenig Fachleute, weil der Reitsport weit weg von der klassischen Reitkunst ist", meint Dietz, der durch den "Aderlass" unter den Bereitern in der SRS befürchtet, dass das Weltkulturerbe "Wissen um die Lipizzanerzucht" gefährdet ist. Bekanntlich waren in den vergangenen Jahren einige Oberbereiter unsanft aus dem Traditionsbetrieb bugsiert worden.
Dietz glaubt, dass die Mitarbeiter der Reitbahn zerstritten sind und junge Bereiter zudem schlecht entlohnt würden. "Außerdem hören sie immer wieder, dass sie alle ersetzbar sind. Das kann aber nur jemand sagen, der keine Ahnung hat."
Forderungen in der Petition
Dietz stellt in seiner mehrsprachigen Petition, die er als letzte Chance zur Rettung der SRS bezeichnet, drei Forderungen auf. Die Leitung soll in die Hände eines Fachmannes mit tiefer Verwurzelung in der klassischen Reitkunst kommen. Der seit Dezember 2022 amtierende Geschäftsführer Alfred Hudler, der Sonja Klima und Erwin Klissenbauer ablöste, kam aus dem Management (Vöslauer, Ottakringer).
Weiters wünscht sich Dietz eine "Übersiedlung" der Spanischen aus dem Landwirtschaftsressort ins Kulturministerium. "Das Gesamtpaket Reitschule und Zucht in Piber ist meiner Meinung nach nicht gewinnbringend zu führen." Weiters fordert er die Reintegration des alten Wissens durch die Reaktivierung von Oberbereitern in Ruhe, wie Johann Riegler, Klaus Krzisch oder Herwig Radnetter.
Dietz kritisiert auch die Überbelastung der Hengste durch zu viele Vorführungen. "Die Reiter kommen fast nicht mehr zum Trainieren." Die Petition wurde inzwischen von mehr als 11.000 Menschen weltweit unterschrieben.
Das sagt die Hofreitschule zur Diskussion
"Das Wissen um die klassische Reitkunst und ihre Darstellung als Hohe Schule steht bei allen Entscheidungen der SRS im Vordergrund. Die SRS versichert, dass nach wie vor hervorragend ausgebildete Oberbereiter:innen, die Weitergabe des Wissens und die Qualität der Aufführungen sichergestellt sind", so die Stellungnahme seitens des Unternehmens. Sachlich fundierte Kritik von Experten und den Mitarbeitern sei immer willkommen. In der Reitbahn nehme man die aktuelle Diskussion zur Kenntnis, der Fokus bleibe auf der Liebe zum Pferd und dem Erhalt der Qualitätssicherung.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Winkler betont, dass er zu 100 Prozent hinter dem Team der SRS unter Geschäftsführer Alfred Hudler und dessen Entscheidungen stehe. Eine offizielle Stellungnahme von Minister Totschnig, wie man die "scheuenden Pferde" wieder einfangen will, stand bei Redaktionsschluss noch aus.
Andrea Kratzer