Der erste Ball unter Staatsoperndirektor Bogdan Roščić setzt neben all dem Glanz und Glamour auch ein Zeichen der Solidarität: Die Besucherinnen und Besucher des seit Monaten ausverkauften Balls müssen angesichts der vielen Krisen erstmals einen "Solidaritätsaufschlag" für Tickets und Gastronomie bezahlen.
Politik und Hollywood
Das offizielle Österreich ist beim Ball wieder stark vertreten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird ebenso anwesend sein wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Auf Einladung des Bundeskanzlers kommt auch der Premier Belgiens, Alexander De Croo, in die Oper. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßt seinen deutschen Amtskollegen Christian Lindner. Von den Grünen kommt lediglich Staatssekretärin Andrea Mayer, die ein Zeichen anlässlich des Status von Österreich als Gastland der Leipziger Buchmesse setzt und einen Repräsentanten des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, Benedikt Föger, in die Oper geladen hat. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bringt Alexander Wrabetz als seinen persönlichen Gast zum Opernball.
Auch jede Menge Promis werden die Oper wieder bevölkern: Richard Lugner bringt die US-Schauspielerin und Fitness-Ikone Jane Fonda zum Fest. "Ich will ehrlich sein: Ich dachte bis gestern, dass ich eine Opernaufführung besuche", verriet die Schauspielerin im Vorfeld des Balles. Der Grund für ihren Trip nach Wien war einfach: "Ich werde gut bezahlt und brauche das Geld." Ihr Vorhaben für den morgigen Abend: "Ich werde vielleicht den Präsidenten besuchen, Interviews geben, Leuten beim Tanzen zusehen und dann wieder schlafen gehen", sagte Fonda. Sie selbst werde aber auf keinen Fall einen Walzer probieren. "Ich habe eine falsche Hüfte und zwei falsche Knie, vielleicht falle ich da auseinander", meinte die Schauspielerin.
In der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, dem Model Barbara Meier, nehmen unter anderem Regisseur Thomas Roth, Schauspieler Jeff Wilbusch sowie das Mimenpaar Michael Ostrowski und Hilde Dalik und der Street- und Pop-Art-Künstler Niclas Castello Platz. "Meine Frau und ich freuen uns nach der langen Pause schon sehr auf den bevorstehenden Opernball. Für einige unserer Gäste wird es ihr erster Opernballbesuch überhaupt sein", sagte Klemens Hallmann.
Hollywood-Schauspieler Chris Noth - bekannt als Mr. Big von "Sex and the City" – wird als Gast von Patricia Schalko (Ex-Frau von Milliardär und Immo-Tycoon Georg Stumpf) und ihrem Freund, Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, empfangen. Nach Vorwürfen von sexuellen Übergriffen von mehreren Frauen haben sich vor einiger Zeit seine damaligen Co-Schauspielerinnen von ihm distanziert.
Hundert Jahre Wiener Tanzmusik und Operette
Die Eröffnung steht heuer ganz im Zeichen von hundert Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. "Es war mir ein Vergnügen, das zusammenzustellen", sagte Roščić. Für den Höhepunkt wurden die finnische Sängerin Camilla Nylund und der Tenor Andreas Schager gewonnen. Schager wird zuerst mit seiner Ehefrau, der Geigerin Lidia Bach, "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus "Giuditta" von Franz Lehár darbringen. Nylund folgt mit dem "Vilja-Lied" aus "Die lustige Witwe", ebenfalls von Franz Lehár. Gemeinsam lassen sie dann "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" von Robert Stolz schlagen.
Für die Geschicke des Jungdamen- und Jungheeren-Komitees ist erneut die oberösterreichische Tanzschule Santner unter der Leitung von Maria und Christoph Santner verantwortlich. Einziehen werden die 144 Paare heuer zur "Polonaise A-Dur, op. 40 Nr. 1" von Frédéric Chopin.
Der Opernball im TV
Änderungen gibt es 2023 auch im Line-up des ORF: Durch den diesjährigen Opernball-TV-Abend führen Mirjam Weichselbraun und Andi Knoll, das ZiB-Moderationspaar Nadja Bernhard und Tarek Leitner, Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz sowie Teresa Vogl. Für Knoll ist sein Einsatz gleich eine doppelte Premiere: Es ist nicht nur sein erster beruflicher Einsatz auf dem Fest, sondern auch sein erster Opernball überhaupt. "Ich gehe privat öfters in die Oper, aber am Ball war ich noch nie. Ich kenne die Oper mit 1500 Gästen, aber nicht mit 5000", meinte der Moderator im Vorfeld.
Klimaproteste sollen ausbleiben
Nach dem – gescheiterten – Versuch der "Letzten Generation", beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker eine Aktion durchzuführen, gab es Vermutungen, dass die Gruppe auch den Opernball für einen Klimaprotest nutzen könnte. Dies wies ein Sprecher aber zurück. "Wir werden uns sicherlich nicht in der Oper festkleben", beteuerte er gegenüber der APA. Viel mehr möchten sich die Aktivistinnen und Aktivisten auf ihre laufende Protestwelle konzentrieren.
Dafür feiert die in früheren Jahren berühmt-berüchtigte Opernball-Demo ihr Comeback. Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) ruft zu einem Protestzug auf, der ab 19 Uhr am Keplerplatz in Favoriten starten und bis zur Oper führen soll. Marschiert wird unter dem Motto "Eat the Rich" gegen soziale Ungerechtigkeit. Auch die Partei LINKS hat zu einer Kundgebung zwischen Oper und Albertina ab 20 Uhr aufgerufen. Die Polizei erwartet etwa 20 bis 30 Teilnehmer, die sich dort gemäß dem Leitmotiv "Punsch the Rich" einfinden könnten. LINKS-Sprecherin Anna Svec hofft auf eine prominente Teilnehmerin und hat Lugners Opernballgast Fonda zur Kundgebung geladen.
Temporäre Verkehrssperren
Trotz der erwartet friedlichen Versammlungen schließt die Exekutive einzelne Störaktionen nicht aus und lässt diese Möglichkeiten in die Planung einfließen. Es würden derzeit aber keine Informationen vorliegen, dass solche Aktionen direkt am Opernball stattfinden sollen, hieß es. Nicht zuletzt wegen der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der "Letzten Generation" sind 160 Beamte im Einsatz, sowohl in Uniform als auch in zivil. Beteiligt sind unter anderem auch die WEGA, die Bereitschaftseinheit und die Landesverkehrsabteilung.
Um die Oper wird es am Donnerstag zu temporären Verkehrssperren kommen. Die Polizei empfahl, diesen Bereich in den frühen Abendstunden zu vermeiden.