Seit vier Tagen sucht eine spezielle Katastrophenhilfseinheit des Österreichischen Bundesheeres (AFDRU) in der schwer vom Erdbeben getroffenen Stadt Antakya in der türkischen Provinz Atay nach Überlebenden. Und die Soldaten melden immer wieder Erfolge. Von einem "Wunder" sprachen Beteiligte sogar nach einer Rettung einer fünfköpfigen Familie in der Nacht auf Freitag.

Die Soldaten befreiten eine Frau, zwei Männer und zwei Kinder aus einem verschütteten Verbindungsgang. Zuvor hatten die Spezialisten bereits einen Mann lebend aus den Trümmern geholt. "Es grenzt fast an ein kleines Wunder, fünf Personen jetzt noch lebend zu retten", sagte Lindenberg im Gespräch mit der APA. Seit Donnerstag 6 Uhr ist das kritische Zeitfenster von 100 Stunden zu Ende. Die Familie blieb dennoch fast unverletzt, sagte der Einsatzleiter des Bundesheeres.

Die 82 Soldatinnen und Soldaten haben zuletzt einen neuen Sektor
in der Innenstadt von Antakya erschlossen. Vor allem dort soll nun
nach Verschütteten gesucht werden, so der Kontingents-Kommandant. "Auch wenn die Chancen geringer werden – wir suchen weiter und geben die Hoffnung nicht auf", so Lindenberg. Inzwischen konnten die Österreicher bereits neun Verschütteten das Leben retten.

Major Bernhard Lindenberg leitet den AFDRU-Einsatz
Major Bernhard Lindenberg leitet den AFDRU-Einsatz © Bundesheer/Kugelweis

Die 82 Rettungskräfte befinden sich mit 45 Tonnen Equipment im Katastrophengebiet. "Unsere Soldatinnen und Soldaten im Erdbebengebiet sind mit besonderen psychischen und physischen Herausforderungen konfrontiert – unsere Einheit ist gut ausgerüstet und ausgestattet und wird auch laufend durch einen Heerespsychologen betreut. Und dies alles in Kombination gibt ihnen die Möglichkeit, die Suche nach Opfern unvermindert fortzusetzen. Jedes gerettete Menschenleben ist diese Mühe wert. Ich bin stolz auf unsere Soldatinnen und Soldaten, die unter schwierigsten Bedingungen weiterhin Menschenleben retten", ließ Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Freitag wissen.

Die Einsatzkräfte trotzen tatsächlich schwierigen Bedingungen. Es gibt keinen Strom, kaum befahrbare Straßen und die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erschweren den Einsatz vor Ort. Die Suche und Rettung von Opfern erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen Hilfskräften. Dabei kommen Rettungshunde, Spezialkameras, Stromaggregate und weiteres Equipment zum Einsatz. Unter anderem haben die Einsatzkräfte mehrere Tausend Flaschen Trinkwasser, über 2000 Essensrationen, zehn Großzelte und sechs Stromaggregate mit.

Das AFDRU-Katastrophenhilfeelement besteht aus drei Rette- und Bergegruppen, die an zwei getrennten Suchorten zum Einsatz kommen und seit ihrer Ankunft rund um die Uhr im Einsatz sind. Das Team verfügt darüber hinaus auch über Notärzte, Notfallsanitäter, Bergführer, Hundeführer, Statiker, Vermesser und Dolmetscher sowie Sanitäts-, Logistik- und Hygieneexperten des Bundesheeres, welche die AFDRU-Retter bei ihrem Einsatz unterstützen.