Im Prozess um einen Mordversuch im Anschluss an einen Deutschkurs in Wien wird am Montag ein Urteil erwartet. Nach weiteren Zeugenbefragungen werden sich gegen Mittag die Geschworenen zur Beratung zurückziehen. Zu der gewalttätigen Auseinandersetzung war es am 12. Juli 2022 gekommen. Ein Syrer (22) soll einem Landsmann ein Klappmesser dreimal in den Hals, die linke Achsel und die Brust gestochen haben, nachdem dieser ihn wegen mangelnden Lernfortschritts gehänselt hatte.
Opfer überlebte mit Glück
Das gleichaltrige Opfer überlebte mit Glück und dank des beherzten Eingreifens eines weiteren Kurs-Teilnehmers. Das 22-jährige Opfer dürfte besonders ehrgeizig gewesen sein und bessere Fortschritte als der Angeklagte gemacht haben. Der junge, lernbegierige Syrer war der Klassenbeste im Deutschkurs, sein Landsmann nannte ihn deshalb einen Streber, dieser konterte mit dem Vorwurf der Faulheit. "Er hat immer alle Fragen beantworten können. Er war schnell", erzählte ein Kurs-Teilnehmer im Zeugenstand. "Er war nicht hochnäsig. Er war zielstrebig und das haben alle gespürt", sagte der 23-Jährige.
Rangelei von anderen Kurs-Teilnehmern aufgelöst
Am ersten Prozesstag im November berichtete das Opfer, dass er jedem in dem Kurs geholfen habe. Doch sein Kontrahent habe gemeint, er sei hochnäsig. Darauf habe er dem Angeklagten erklärt, "dass er besser lernen hätte können". Dieser sei aber "einfach faul" gewesen, was er ihm auch ins Gesicht gesagt habe. Das habe zu einem Streit geführt: "Ich wollte, dass wir die Sache aus der Welt schaffen." Die Rangelei, im Zuge derer beide Männer aufeinander einschlugen, wurde von anderen Kurs-Teilnehmern aufgelöst.
Als das Ganze schon geschlichtet schien, zückte der Angeklagte ein Klappmesser, das er seiner Darstellung zufolge stets zum Obstschneiden mit sich führt, und lief zum 22-Jährigen zurück, um auf diesen einzustechen. Er habe aber niemanden verletzen oder gar töten wollen. Er habe dem anderen Mann "Angst machen" wollen. Die Messerstiche wurden von mehreren Kurs-Teilnehmern beobachtet, das Blut soll regelrecht aus dem Hals des Opfers gespritzt sein. "Er war an eine Hausmauer gelehnt und er blutete stark aus dem Hals", berichtete der 23-jährige Zeuge.
Lebensgefährlich verletzt
Der 22-Jährige wurde lebensgefährlich verletzt. Ein beherzter Augenzeuge dürfte ihm das Leben gerettet haben, indem er ihn aus der Gefahrenzone brachte, in ein nahe gelegenes Café schleppte und Polizei und Rettung verständigte. Bei dem Stich in den Hals wurden laut Gerichtsmediziner die Drosselvene und die innere Halsschlagader beschädigt. Der Stich in die Achsel verfehlte wiederum nur knapp die Hauptschlagader. Hätte die Rettungskette nicht funktioniert, wäre ohne die dadurch ermöglichte rasche Notoperation mit dem Tod des 22-Jährigen zu rechnen gewesen.