Lawinenabgänge auf Skipisten kommen selten vor, im Fall des Falles können die Auswirkungen aber umso verheerender sein. In Lech/Zürs auf der Vorarlberger Seite des Arlbergs war am Wochenende die Verschüttung von zehn Wintersportlern befürchtet worden, im Tiroler Imst ging am Dienstag eine Lawine auf eine gesperrte Skipiste ab. "Aus den Fällen wird man lernen müssen", sagte Vorarlbergs Seilbahnsprecher Andreas Gapp. Die Pisten seien aber sichere Orte, wurde unisono betont.
Weiter erhebliche Lawinengefahr
In Vorarlberg und in Tirol westlich von Innsbruck herrschte im Gebirge weiterhin großflächig erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfstufigen Gefahrenskala. Das bezog sich auf Höhenlagen oberhalb von etwa 2.200 Meter - und auf den freien Skiraum. Aufgrund der Verhältnisse waren bereits einzelne Wintersportler in der Lage, Lawinen auszulösen. In Lech/Zürs hatte sich die Lawine - trotz einer in der Früh erfolgten Lawinensprengung - im freien Gelände gelöst und war auf die Piste Nr. 134 abgegangen. In Imst löste sich das im Vergleich mit Lech/Zürs deutlich kleinere Schneebrett auf der gesperrten Piste selbst.
Ergebnisse genau analysieren
Für die Sicherheit auf den Pisten sind grundsätzlich die Liftbetreiber verantwortlich, dafür tätigen sie Jahr für Jahr hohe Investitionen, wie Gapp gegenüber der APA betonte. Er verwies aber auch auf die unabhängigen Lawinen-Kommissionen, die die Situationen an Ort und Stelle beurteilen. "In diesen Gremien sitzt keiner von uns drinnen", unterstrich Gapp. Pisten seien extrem sicher, "sie sind im Winter die sichersten Orte in den Bergen überhaupt", so der Seilbahnsprecher. Die beiden Ereignisse der vergangenen Tage werde man genau analysieren müssen, um von einem sehr hohen Sicherheitsstandard auf einen noch höheren zu kommen. Grundsätzlich aber seien die über 4.500 Pistenkilometern in Vorarlberg und Tirol bestens abgesichert.
Diese große Sicherheit in den Skigebieten betonte auch Österreichs oberster Seilbahn-Vertreter, der Seilbahnen-Obmann in der Wirtschaftskammer und Tiroler ÖVP-Abg. Franz Hörl. Die Betriebsleiter der Seilbahnen würden von sich aus im Zweifelsfall das OK der Experten in den Lawinenkommissionen, einholen, ob eine Piste gesperrt werden solle oder nicht, sagte Hörl zur APA. Vor allem bei zunehmend kritischen Situationen, die ja momentan auf den Pisten aufgrund der geringen Schneemengen eigentlich nicht vorliegen, würde ohnehin "jeden Tag geschaut, ob man aufmachen kann oder nicht", betonte der Seilbahnen-Chef und Zillertaler Hotelier. "Nach üblichem menschlichem Ermessen" könne es auf freigegebenen Pisten zu keinem Lawinenunglück kommen, so Hörl. Den Vorarlberger Fall müsse man sich anschauen, er sei aber überzeugt, dass auch dort nach bestem Wissen und Gewissen alles für die Sicherheit getan worden sei, denn: "Die Vorarlberger sind absolute Vollprofis. Gerade am Arlberg sind sie oft mit solchen Situationen konfrontiert."
Maßnahmen wie Lawinensprengungen oder Pistensperren
Auch andernorts betonte man die Unwahrscheinlichkeit, auf einer freigegebenen Piste Opfer eines Lawinenabgangs zu werden oder gar ums Leben zu kommen. Ein Sechser im Lotto sei wahrscheinlicher, als auf einer als sicher geltenden Piste von einem Schneebrett getötet zu werden, sagte Harald Riedl, der beim Land Tirol für die Lawinenkommissionsausbildung zuständig ist, der "Tiroler Tageszeitung". Die Wahrscheinlichkeit, in Österreich auf einer solchen Piste von Schneemassen begraben zu werden, liege bei eins zu 25 Millionen. Zum Vergleich: Auf einen Gewinn im Lotto stehen die Chancen eins zu acht Millionen. "Jede Aspirintablette ist gefährlicher", zog Riedl einen weiteren Vergleich. Das Risiko für solche Ereignisse so gering wie möglich zu halten, seie Aufgabe der genannten zahlreichen Lawinenkommissionen vor Ort. Die Kommissionen würden eine Empfehlung abgeben und bei Bedarf zu Maßnahmen wie Lawinensprengungen oder Pistensperren raten. Darüber zu entscheiden haben dann die Liftbetreiber, die in der Regel dem Rat der Experten folgen würden. "Weil in Tirol nach diesen Richtlinien gearbeitet wird, ist es unwahrscheinlich, dass etwas passiert", versicherte Riedl.