Es ist eine weitere bittere Pille, wenn es um die Medikamentenknappheit in Österreich geht: Der Großhandel muss Antibiotika rationieren. "Das hat sich extrem zugespitzt", sagt Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der Arzneimittelgroßhändler. Aktuell bekommen die Apotheken also nur eine begrenzte Anzahl an Medikamenten. "Wir müssen schauen, dass Österreich flächendeckend versorgt ist. Wir müssen lieferfähig bleiben", erklärt Windischbauer. Auch von anderen Medikamenten seien weniger verfügbar, als die Apotheken bestellen.
Grund für die Knappheit ist einerseits, dass gerade besonders viele Menschen erkältet sind, die Grippe, Lungenentzündung, Corona oder Ähnliches haben. "Wir haben derzeit einen viel zu hohen Bedarf an Medikamenten", so Windischbauer. Die Menschen würden teils auch auf Vorrat kaufen, heißt es vom Verband pharmazeutischer Industrie (Pharmig).
Andererseits gibt es seit der Pandemie Lieferschwierigkeiten vonseiten der Hersteller. Die meisten Medikamente bezieht Österreich – und überhaupt Europa – aus Asien. "Die Abhängigkeit von China und Indien ist astronomisch hoch", so Windischbauer. Ein Problem sei, dass die Hersteller teils nicht vorhergesehen haben, wie viele Medikamente heuer benötigt werden – in den vergangenen zwei Coronajahren gab es ja deutlich weniger Grippefälle.
"Sehr zähe" Suche
Für Patienten bedeutet die Knappheit, dass sie letztendlich nicht immer die vom Arzt verschriebenen Antibiotika bekommen können. Apotheker und Ärztinnen müssen mit großem Mehraufwand nach Präparaten suchen, die denselben Wirkstoff haben oder sogar auf andere Wirkstoffe umsteigen. Denn bei Antibiotika mangelt es auch an Wirkstoffen.
Der Großhandel ist laut Windischbauer in engem Austausch mit Herstellern, Ärzten und Apothekern, noch habe man die Situation im Griff. Sie werde sich aber "eher noch verschärfen", wenn es so weitergeht, schätzt der Präsident der Großhändler. Die Suche nach Antibiotika könnte sich "sehr zäh" gestalten. Gerade arbeitet man "mit Hochdruck" daran, mehr Arzneimittel aus dem Ausland "loszueisen".
Langfristig müsse die Produktion von Medikamenten aber wieder mehr nach Europa verlegt werden, ist Windischbauer überzeugt. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) wies am Freitag rund 500 Arzneimittel aus, die in Österreich nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind. Darunter eben Antibiotika, aber auch Erkältungs- und Schmerzmittel.