Anlässlich der schwerwiegenden Vorwürfe, die gegen den Direktor einer Musikschule im niederösterreichischen Weinviertel erhobenen werden, wurde nun seitens des "Musik & Kunst Schulen Managements" bekannt gegeben, dass sofort gehandelt und Kontakt mit der zuständigen Obfrau des lokalen Musikschulverbandes zur lückenlosen Aufklärung aufgenommen wurde. Politische Verbindungen in die ÖVP sollen den Direktor seit Jahren schützen, berichtete die Zeitung "Falter".
Die Vorwürfe betreffen die Direktoren von fünf Musikschulen im Industrie-, Most- und Weinviertel. Inhaltlich drehen sie sich um Mobbing, sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch und willkürliche Vergabe von Stunden an Lehrpersonal. Schon in der Vorwoche wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen einen Muskschuldirektor im Weinviertel publik. 23 Personen schilderten Vergehen des Schuldirektors, die meisten Informanten sind Lehrerinnen und Lehrer, berichtet der "Falter", der auch konkrete Beispiele recherchierte. Glaubt man ihren Aussagen, leben seit Jahren Dutzende Musikerinnen und Musiker in Angst. Konkret wegen einer drohenden Kündigung.
Nach einem Krisengipfel hieß es, man arbeite an der Aufklärung. Die Vorwürfe gegen den betreffenden Musikschuldirektor werden von allen Seiten sehr ernst genommen und es wurden umgehend Maßnahmen in die Wege geleitet, so die Reaktion des Musikschulen-Managements. Die drei Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Verbandsgemeinden habe man daher mit sofortiger Wirkung den Musikschuldirektor bis auf Weiteres zwangsbeurlaubt. Mit den derzeit unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern sowie dem Obmann des Elternvereins würden Gespräche für die kommenden Tage fixiert, um die Vorwürfe restlos aufzuklären.
Zusammenschlüsse
Wie bereits Anfang dieser Woche von der Abteilung für Kunst und Kultur gegenüber der Wochenzeitung Falter erläutert, werden in Niederösterreich die Musikschulen von den Gemeinden oder Gemeindeverbänden (wenn sich mehrere Gemeinden zum Betrieb einer Musikschule zusammenschließen) betrieben. Diese Musikschulerhalter (Gemeinden oder Verbände) agieren unabhängig und weisungsfrei im eigenen Wirkungsbereich und haben somit auch die Personalhoheit in "ihrer" Musikschule. In Niederösterreich gibt es derzeit 126 Musikschulen mit ca. 60.000 Musikschülerinnen und -schülern und mehr als 2300 Lehrenden.
Seitens der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner als Vorsitzende des Musikschulbeirates wird klargestellt: "Ich erwarte mir eine vollständige Aufklärung! Es ist richtig, dass die betreffende Person vom zuständigen Gemeindeverband zwangsbeurlaubt wurde und weitere Schritte gesetzt werden. Ein derartiges Verhalten hat in Niederösterreich keinen Platz. Als Landeshauptfrau und Mutter zweier Töchter sage ich ganz deutlich, dass wir so ein Verhalten in unserem Land nicht dulden." Sollten sich die Vorwürfe bei den Gesprächen in den kommenden Tagen erhärten, "erwarte ich mir, dass alle notwendigen weiteren rechtlichen Schritte gesetzt werden".