Wenn heute Abend der schwedische König Carl XVI. Gustav im Stockholmer Konzerthaus den diesjährigen ausgewählten Kandidaten den Nobelpreis überreicht, dann ist nach knapp 50 Jahren wieder im Bereich der Naturwissenschaften ein Österreicher dabei: Anton Zeilinger, 77, Quantenphysiker, erhält diese höchste Ehrung, die die Wissenschaft zu vergeben hat, und lässt sich damit zusammen mit seinen beiden Kollegen Alain Aspect und John Clauser auf einem Olymp nieder, wo sich die klingendsten Namen der Wissenschaften finden: Albert Einstein, Erwin Schrödinger (Quantenphysik), Francis Crick und James Watson (DNA), Robert Koch (Bakteriologie), Marie Curie (Radioaktivität) und viele andere.

Für den 77-jährigen gebürtigen Oberösterreicher ist es sicherlich ein ganz großer Höhepunkt in seiner jahrzehntelangen Berufung als Experimentalphysiker. Schon sehr früh befasste er sich mit paradoxen Vorhersagen der Quantenphysik und versuchte, sie durch Labor-Experimente zu bestätigen oder zu widerlegen. Bekannt wurden sie als Versuche zur "Teleportation", landläufig-verknappt auch "beamen" genannt. War dies in den 1980er-Jahren noch quasi eine reine "Liebhaberei", spielen diese Fragen heute im Zusammenhang mit Quantencomputer und Kryptografie eine bedeutende Rolle.

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Es sind komplexe Fragen, die auch in die Nähe der Philosophie führen. Was ist Wirklichkeit? Wie verhalten sich Information und Wissen zueinander? Warum haben wir Quantenphysik und was bedeutet sie? Fragen, die bereits seine berühmten Vorgänger umgetrieben haben.

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Doch Zeilinger, ein gebürtiger Oberösterreicher, der als Kind neugierig Puppen zerlegte, ist kein abgehobener Physiker. Seine Experimente sind teils spektakulär (etwa mit Satelliteneinsatz über Kontinente hinweg), teils launig angehaucht (so kam etwa die Venus von Willendorf zu Ehren). Zeilinger hat sich immer auch wissenschaftspolitisch stark engagiert, zuletzt etwa auch in seiner Funktion als Präsident der Akademie der Wissenschaften.

Nach einer stressigen Nobelpreiswoche mit Bankett mit der Königsfamilie, mit Nobelpreis-Konzert und vielen Presseterminen und nach dem Festakt heute ab 16 Uhr, an dem für Österreich Bundesminister Martin Polaschek teilnimmt, wird es wieder ruhiger werden.

Zeilinger will auch künftig weiter forschen, auch wenn mehr denn je sein Ratschlag gefragt sein wird. Und da wird er wohl betonen: Man müsse die Neugierde fördern und an eine "Zukunft über die absehbare Zukunft hinaus denken".