Wegen der Erkältungswelle sind mehrere Kinderstationen in heimischen Spitälern derzeit sehr stark ausgelastet. Auch der Andrang an den Ambulanzen ist aufgrund der Infekte teilweise stark, ergab ein APA-Rundruf in den Bundesländern. Die Lage ist aber insgesamt stabil, auch die Krankenstände beim Personal sind trotz der Dreifachbelastung mit Influenza, RS- und Corona-Viren noch im saisonalen Durchschnitt. Schwere Verläufe bei Kindern gibt es vor allem durch das RS-Virus (RSV).
Davon sind vor allem Kleinkinder unter einem Jahr betroffen, bei größeren Kindern und Erwachsenen verläuft diese Infektion in den meisten Fällen harmlos. Auf den Kinderstationen der Wiener Kliniken Favoriten, Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt lagen am Dienstag insgesamt 66 Betroffene mit RSV-Infektion. Sieben weitere Kinder wurden wegen Influenza stationär behandelt, drei mit Covid und mehrere mit anderen Infektionen und Bronchitis bzw. Lungenentzündung. Insgesamt gab es noch 29 freie Kinderbetten, in der Klinik Floridsdorf allerdings nur drei und in Favoriten nur vier, hieß es beim Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV).
Die RSV-Welle sei zwar auch in Niederösterreich angekommen, jedoch mit regionalen Unterschieden, teilte die Landesgesundheitsagentur (LGA) mit. Es gebe vermehrte Ambulanzbesuche mit Säuglingen und Kleinkindern, von denen viele aber so stabil seien, dass sie nicht aufgenommen werden müssten. "Ganz allgemein ist die Lage auf den NÖ Kinderstationen herausfordernd, aber die Versorgung ist gegeben", wurde betont.
Die stationäre Auslastung auf der Kinderstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt ist "anhaltend hoch". Besonders an den Wochenenden, wenn es im niedergelassenen Bereich keine Versorgung gibt, führe dies zu langen Wartezeiten in der Ambulanz, hieß es auf Anfrage der APA.
Die Krankenhäuser der oö. Gesundheitsholding "fahren überall auf Anschlag". In Österreichs zweitgrößtem Spital, der Linzer Kepler-Uniklinik (KUK) mit 1.800 Betten, fehlen derzeit 180 Vollzeitäquivalente und 171 Betten sind gesperrt. Zudem seien durch dass Zusammentreffen von Corona-, Influenza- und RS-Viren die Kinderstationen in allen Krankenhäusern in Oberösterreich "sehr, sehr ausgelastet", so der Tenor.
Am Uniklinikum Salzburg werden derzeit 15 Kinder mit einer RS-Virusinfektion auf der Normalstation behandelt. Zwei von ihnen benötigen dabei Atemunterstützung. Darüber hinaus sind zwei der sechs Betten der Kinderintensivstation wegen RSV belegt. "Die Kinderklinik ist ausgelastet, aber nicht überlastet", sagte Wolfgang Fürweger, Sprecher der Salzburger Landeskliniken (SALK), zur APA. Auch der Andrang auf die Ambulanzen sei aufgrund der Infekte im Moment stark.
Die Erkältungswelle ist zwar auch an der Innsbrucker Kinderklinik zu spüren, von einer prekären Situation ist man aber weit entfernt. "Es ist viel los. Wir sind gut gefüllt. Aber es gibt noch genügend Kapazitäten", sagte tirol kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger zur APA. Auffallend sei die Zahl der erkrankten Kleinkinder, die sich aus einer "Kumulation" der verschiedenen Virusinfektionen bzw. Erkrankungen ergebe.
Von der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft hieß es, dass die Zahl der Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen aufgrund des respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) großen Schwankungen unterliege. "Die Situation muss daher immer wieder neu bewertet werden", sagte Sprecherin Andrea Marosi-Kuster. Im LKH Feldkirch müssten aktuell zwei Kinder wegen einer RSV-Infektion auf der Intensivstation behandelt werden. Das jüngste in Behandlung befindliche Kind sei ein drei Wochen alter Säugling.
Kärnten
"Wir bemerken an den Kinderabteilungen im Klinikum Klagenfurt und Landeskrankenhaus Villach einen deutlichen Anstieg von Patienten mit Infektionskrankheiten und stoßen zunehmend an die Kapazitätsgrenzen", teilte eine Sprecherin des Kärntner Krankenanstaltenbetreibers Kabeg mit. Es könnten jedoch alle Kinder gut versorgt werden, wurde betont. Bereits am Vortag hatte das Grazer LKH in einer Aussendung berichtet, dass es im stationären Bereich einen Überbelag von 16 Kindern und Jugendlichen gebe - Gangbetten waren die Folge.
Gegen RSV gibt es keine aktive Impfung. In der Regel dauert die Erkrankung etwa eine Woche, erläuterte der Wiener Gesundheitsverbund. Damit es nicht zu einer noch stärkeren Belastung der Krankenhäuser kommt, sei es wichtig, andere Infektionen möglichst zu vermeiden. Hier schützen Impfungen gegen Influenza und Covid-19 von größeren Kindern und Erwachsenen, um die Übertragung auf die ganz kleinen Patientinnen und Patienten zu verhindern, wurde betont.
Die Grippewelle nahm indes in der Vorwoche weiter an Fahrt auf. Das Zentrum für Virologie der MedUni Wien registrierte "stark zunehmende Influenzavirusaktivität in ganz Österreich", wie das Institut am Mittwoch online berichtete. Die Zahl der gesicherten Virusnachweise stieg von rund 70 in der Kalenderwoche (KW) 46 und mehr als 150 in der Woche darauf nun auf rund 240 Fälle an. Der Grippemeldedienst der Stadt Wien schätzte für die Vorwoche in der Bundeshauptstadt 23.150 Neuerkrankungen an grippalen Infekten und Influenza zusammengezählt.