Einen Sommer wie heuer wünscht sich Andreas Matthä, oberster ÖBB-Manager, wohl noch oft. Denn von Juni bis August fuhren so viele Reisende mit der Bahn wie noch nie in diesem Zeitraum; 12,2 Millionen Menschen, 18 Prozent mehr als im Sommer 2019. Davon blieben nicht nur schöne Bilder. Die ÖBB taten sich oftmals schwer, dem "Bahnboom" (Matthä) gerecht zu werden, verfügten nicht über ausreichende Kapazitäten. Zurück blieben gestrandete Passagiere – und frustrierte ÖBB-Bedienstete. Die kleine Schwester des Flugchaos hieß Zugchaos.

Nach dem Sommer ist vor den Herbstferien rund um den Nationalfeiertag am 26. Oktober. Einer Umfrage im Auftrag der Hoteliervereinigung zufolge verbringen 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher diese Zeit im Inland – und es gilt, aus Fehlern zu lernen. Die ÖBB bereiten sich auf den nächsten Ansturm vor. Ab diesem Wochenende bis zu Allerheiligen schickt die Staatsbahn zusätzliche Züge auf die Süd- und Weststrecke.

"Historisch hohe Investitionen"

Das Sitzplatzangebot werde in dieser Zeit um mehr als 33.000 erhöht, dennoch richtet die ÖBB den dringenden Appell an ihre Fahrgäste, Sitzplätze zu reservieren. Das ist am Kartenschalter, in der ÖBB-App, unter shop.oebbtickets.at im Internet sowie per Telefon unter 05 1717 möglich und kostet drei Euro. Warum das wichtig ist? "Bei gewissen Zügen", so die Bahn, "kann die Nachfrage dennoch die Kapazität übersteigen." Befinden sich zu viele Reisende ohne Sitzplatz im Zug, müssen Personen ohne Reservierung aus sicherheitstechnischen Gründen aussteigen. Das wolle man vermeiden, betonen die ÖBB. Infos über die Auslastung von Zügen könne man vorab einholen, etwa über die Fahrplanauskunft Scotty oder online unter live.oebb.at ("ÖBB live").

Den historisch hohen Passagierzahlen begegnen die ÖBB mit "historisch hohen Investitionen" (so die Bahn) in neue Züge. 4,1 Milliarden Euro fließen in das Wagenmaterial, um bis 2030 die Sitzplatzkapazität im Fernverkehr um 30 Prozent zu erhöhen. Aktuell lässt man neue Rail- und Nightjets bauen, sämtliche Railjets aus der Bestandsflotte erhalten ab 2024 eine Auffrischung bei Design und Ausstattung.

Ab dem Fahrplanwechsel werde auch das Angebot ausgebaut. Unter anderem legen die ÖBB im Fernverkehr einen stärkeren Fokus auf touristische Ziele. Landeshauptstädte sollen am Wochenende mit neuen Früh- und Spätzügen besser vernetzt werden. Dafür erhöhen die ÖBB auch die Ticketpreise in der zweiten Klasse im Schnitt um 3,9 Prozent.