Ein Schlepperfall, den die italienische Polizei federführend aufgedeckt hat, spielt auch nach Österreich. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sechs Menschen festgenommen wurden, die Migranten aus der Türkei mit Privatjets nach Europa gebracht haben sollen. Dabei war einer der angeflogenen Airports offenbar der Flughafen Wien-Schwechat, wie aus einer Aussendung der europäischen Polizeibehörde Europol hervorgeht.
Die Erhebung wurde von der Exekutive in der süditalienischen Stadt Bari zusammen mit Polizeikräften in Österreich – Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt Tirol und Stadtpolizeikommando Schwechat sowie Staatsanwaltschaft Korneuburg –, Belgien, Deutschland und Frankreich geführt. Sechs Haftbefehle wurden von der belgischen Justiz gegen einen in Rom lebenden italienischen Staatsbürger, gegen vier Ägypter mit Wohnsitz in Italien und in Belgien sowie eine in Brüssel lebende Frau tunesischer Staatsangehörigkeit erlassen. Sie sollen Mitglieder der internationalen Schlepperbande sein, geht aus der "Jetdream" genannten Untersuchung hervor, die von der Staatsanwaltschaft der Hafenstadt Bari mit Eurojust und Europol koordiniert wurde.
Preis: 10.000 Euro pro Person
Die Ermittlungen begannen mit der Ankunft von Privatjets auf mehreren europäischen Flughäfen mit Kurden oder Irakern an Bord, die mit gefälschten diplomatischen Ausweisen flogen und nach der Ankunft in Europa politisches Asyl beantragten. Laut der von den belgischen Justizbehörden eingereichten Anklageschrift lag der Preis, den die Organisation für die Flüge der Migranten nach Europa verlangte, bei rund 10.000 Euro pro Person. Zwischen Oktober und Dezember 2020 hätten mindestens fünf Reisen in fünf verschiedene europäische Länder stattgefunden. So auch in Italien, wo im November vor zwei Jahren ein Privatjet auf dem Flughafen von Bari landete.
Während der Operation führten die Einsatzkräfte von Bari und Rom mehrere Durchsuchungen von Wohnungen durch. Von den Verdächtigten wurden Bankkonten beschlagnahmt. Die belgische Bundespolizei konfiszierte zwei Flugzeuge. Der Gesamtwert der sichergestellten Vermögenswerte beläuft sich auf rund 426.000 Euro.
Das Bundeskriminalamt bestätigte auf Anfrage der APA, dass in Zusammenhang mit dem Fall Ermittlungen laufen und man daher derzeit nicht näher auf den Fall eingehen könne. Festnahmen habe es bisher hierzulande nicht gegeben.