Die Telefone in der heimischen Bioenergie-Branche liefen am Wochenende so heiß wie die Holzheizungen, für die sie eintritt. Eine Beschlussvorlage, über die morgen im EU-Parlament in Straßburg abgestimmt wird, sieht einschneidende Änderungen bei der Nutzung von Holz zum Heizen vor.
Was hinter der hitzigen Debatte steckt
Dabei soll Letzteres nicht generell verboten werden, wie bisweilen kolportiert wird (es kursiert ein "Brandbrief" an Bürgermeister, wonach "Biomasseheizwerke künftig kein Holz mehr verbrennen dürfen"). Vielmehr geht es darum, welche Nutzung des Waldes als erneuerbare Energie zählt – und welche nicht. Das könnte vor allem auf die 2400 mit Holz befeuerten Nahwärme-Heizwerke in Österreich Auswirkungen haben.
Konkret sieht die "Erneuerbaren Energie Richtlinie RED III" vor, dass das Holz zunächst vorrangig stofflich (z. B. als Sägerundholz) genutzt werden soll und möglichst nur das, was dabei übrig bleibt (Äste, Rinde, Sägespäne, dünnere Stammteile) verheizt werden soll. Diese "Sägenebenprodukte" (Pellets gehören dazu) sollen nach den Plänen als "Sekundärbiomasse" weiter dem "Erneuerbaren-Anteil" zugerechnet werden.
"Ausbau von Hackschnitzel-Heizwerken in Gefahr"
Werden Bäume jedoch direkt aus dem Wald zu Brennholz oder Hackschnitzel verarbeitet, könnte diese "Primärbiomasse" bald nicht mehr als erneuerbar gelten. Genauer gesagt, würde der weitere Ausbau von Hackschnitzel-Heizwerken nicht mehr gefördert, erklärt Bioenergie-Berater und Biomasse-Vizepräsident Christian Metschina.
Im zweiten Schritt sei im EU-Papier gar von einem Rückbau der Energieversorgung aus Primärbiomasse die Rede. "Dies würde das heimische Erfolgsmodell der regionalen Wärmeversorgung beenden, obwohl diese zuletzt im Gegensatz zu Strom und Gas kaum teurer wurde", warnt Metschina. Zum Großteil würden für diese Heizwerke Baumarten genutzt, "für die es in der Sägeindustrie ohnehin keine Verwendung gibt".
"Atomkraft ist grüne Energie und Holz nicht?"
Der steirische Agrarlandesrat Hans Seitinger (VP) spricht von einem "energiepolitischen Super-GAU" und fragt: "Atomkraft soll grüne Energie sein und Holz nicht?" Biomasse-Präsident Franz Titschenbacher sieht eine "Bankrotterklärung durch die EU", die eine "schleichende Enteignung von bäuerlichem Waldeigentum" darstelle. Alexander Bernhuber, VP-Umweltsprecher im EU-Parlament, meint: "Gilt Biomasse nicht mehr als erneuerbarer Energieträger, stirbt die Energiewende." Zumal Biomasse derzeit mehr als die Hälfte des heimischen Anteils an erneuerbaren Energieformen ausmacht.
Grünen-EU-Abgeordneter ortet Alarmismus
Der EU-Abgeordnete der Grünen, Thomas Waitz, ortet dagegen Alarmismus. "In Teilen Europas sollen derzeit große Kohle- und Gaskraftwerke auf Biomasse umgerüstet werden. Das Holz dafür kann regional aber nicht nachhaltig aufgebracht werden und wird importiert. Das stiftet mehr Klimaschaden als -nutzen." Die Neuregelung solle verhindern, dass mit EU-Geld ganze Waldstriche verheizt werden. "Nahwärmeheizwerke können in Österreich weiter gebaut werden, nur eben nicht mit EU-Geld gefördert."
Waitz, selbst (Wald-)Bauer, erwartet wegen der wachsenden Nachfrage nach Holz als Wertstoff (für Papier, Bau und zunehmend für die chemische Industrie) weiter steigende Preise. "Keiner wird auf seinem Holz sitzen bleiben. Wir sollten nur nicht Strukturen schaffen, deren Betrieb sich wegen des teuren Holzes dann gar nicht rechnet."
Debatte um Waldnutzung an vielen Fronten
Im Hintergrund wogt eine grundsätzliche Debatte: Wie stark soll der Wald genutzt werden und wie sehr soll er aus Naturschutzgründen unberührt bleiben? Im Zuge des "Green Deal" der EU ist vorgesehen, gewisse Waldanteile "außer Nutzung zu stellen", was Waldbesitzerverbände rotieren lässt.