Die Lernplattform "GoStudent" hat sich am Donnerstag zu den kürzlich erhobenen Missbrauchsvorwürfen gegen einen ihrer Nachhilfe-Lehrer geäußert. In einer Stellungnahme an die APA hieß es, man nehme "diese Angelegenheit sehr ernst" und sei "zutiefst bestürzt über die Auswirkungen, die diese auf den Schüler und seine Familie hat". Das Auswahlverfahren der Lehrenden entspreche "den gesetzlichen Anforderungen in Österreich", ließ ein Sprecher verlauten.
Am Mittwoch hatte die "Krone" darüber berichtet, dass von der Familie des damals 15-jährigen Betroffenen mehrere Sexualdelikte zur Anzeige gebracht wurden. Anwalt Norbert Wess verortete den Tatzeitraum zwischen Anfang November und Jahresende 2021.
GoStudent verteidigt eigenes Vorgehen
Laut "Krone" hatte sich der Vorfall auf der Plattform des österreichischen Nachhilfe-Startups "GoStudent" abgespielt, das während der coronabedingten Distance-Learning-Phasen intensiv genutzt wurde. Das Unternehmen verteidigte gegenüber der APA nun das eigene Vorgehen. Als der Fall bekannt wurde, habe man "professionelle, emotionale und psychologische Hilfe, sowie unsere volle Unterstützung angeboten, die Behörden zu informieren". Man habe den angezeigten Tutor "sofort von der Plattform entfernt und Kontakt zu anderen Eltern aufgenommen, deren Kinder von diesem Tutor unterrichtet wurden, um sie über den Fall zu informieren".
Künftig solle ein "Safety Centre" Lernende auf der Plattform vor Übergriffen schützen, die Betreiber würden "der Sicherheit weiterhin höchste Priorität einräumen und in sie investieren". Der APA hatte die Wiener Staatsanwaltschaft am Mittwoch Ermittlungen wegen Verdachts des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und der Forderung pornografischer Inhalte von Minderjährigen gegen den Tutor bestätigt. Die Ermittlungen beschränken sich laut Staatsanwältin Nina Bussek auf diesen einen Fall.
Der Anwalt der Familie wollte weitere Betroffene vorerst nicht ausschließen - der belastete Tutor habe den Burschen damals mit dem Hinweis genötigt, dass seine anderen Schüler ihm bereitwillig freizügige Inhalte zukommen ließen. Dies lasse sich mit Chats belegen und sei auf unzulängliche Qualitätskriterien für die Lehrenden von "GoStudent" zurückzuführen.
Diesbezüglich hatte Wess im Gespräch mit der APA "massiven Vorwurf" gegen das Wiener Start-up geäußert. Potenzielle Täter könnten "relativ schnell mit Minderjährigen in Kontakt treten", da die "Aufnahmekriterien scheinbar nicht sehr hoch" seien.