Nach der Waldinventur im Juli hat Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) am Freitag das "Aktionsprogramm Waldbrand" gemeinsam mit Harald Vacik vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (Boku) präsentiert. Immer "extremere Wetterverhältnisse" setzen der "Klimaanlage" Wald im Zuge der Klimakrise zu, über 200 Waldbrände jährlich sind dabei zusätzlicher Risikofaktor, führte der Minister aus. Ein integriertes Waldbrandmanagement soll nun Lösungen liefern.

In Österreich besteht fast die Hälfte - exakt sind es 47,9 Prozent - der Staatsfläche aus Wäldern, was einer Fläche von rund 4.000.000 Hektar entspricht. Im heurigen Jahr wurde der bisher größte Waldbrand seit dem Jahr 2000 in Niederösterreich auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Allentsteig verzeichnet, 400 Hektar waren laut Totschnig von dem Feuer Ende März betroffen. "Weitaus dramatischer war jedoch die Situation um Österreich mit teilweise dramatischen Situationen in Sachsen und Brandenburg. Da waren es bereits 1.000 Hektar, doch in Spanien wurden über 260.000 Hektar Fläche von den Feuern verwüstet", nannte Totschnig nur ein paar Zahlen zur extremen Waldbrand-Saison im Südwesten Europas.

Doch auch Österreich wird sich in Zukunft rüsten müssen und Waldexperte Vacik nannte die drei aus seiner Sicht wesentlichen Faktoren, die zu einer erhöhten Waldbrandgefahr führen. Neben dem Klimawandel, der zu einer Veränderung der Trockenperioden und Niederschläge führt, sind das zusätzlich sozioökonomische Faktoren, die ein geändertes Freizeitverhalten der Österreicher mit sich bringen, und letztendlich auch die politischen Rahmenbedingungen. Denn diese beeinflussen die Waldbewirtschaftung und damit in weiterer Folge gleichfalls die Waldbrandgefahr.

© BML

Mit dem Aktionsprogramm, an dem 17 Institutionen beteiligt waren, soll diese Gefahr mittel dreier Zieldefinitionen und sieben Aktionsfeldern minimiert werden. So gelte es den Waldbrand einerseits zu "erforschen und verstehen", ein einheitliches, digitales Waldbrandmeldesystem ist dazu geplant, um die Risikoeinschätzung verfeinern und Frühwarnsysteme weiterzuentwickeln. Mit Investitionen soll das zweite Ziel - Vorbeugen und Bekämpfen von brennenden Wäldern - umgesetzt werden. Dazu zählt laut dem Landwirtschaftsminister die "Errichtung einer notwendigen Infrastruktur". Mittel dazu stünden mit 9,8 Millionen Euro aus dem 350 Millionen schweren Waldfonds zur Verfügung, wenn es etwa um die Anschaffung von Löschflugzeugen oder Drohnen geht bzw. um waldbauliche Maßnahmen wie Brandschneisen, brandhemmende Bestockung oder Löschteiche.

Waldbrand-Risikobewertung

"Drei Millionen Euro sind für Vorhaben wie eine nationale Waldbrand-Risikobewertung, Monitoringprogramme, Frühwarnsysteme oder Risiko-Kommunikation", sagte Totschnig. Der Rest geht an die Bundesländer zur Finanzierung der besagten Infrastruktur.

Die Kommunikation zählt zum dritten und letztgenannten Ziel, der "Verbreitung des Wissens" über Waldbrände. Waldexperte Vacik wies in diesem Kontext auf die fehlende "Kultur des Feuers" in Österreich hin, denn "jeder kennt die Lawinen-"Warnstufe", aber selten würde sich jemand über die Waldbrandgefahr informieren - die sich auf der Webseite https://fire.boku.ac.at/firedb/de finden lässt. Zudem sollen Bildungsangebote zur Waldbrandthematik etabliert werden, mit ins Rennen wird dabei das neue "Waldbrandmaskottchen" Florentina Fuchs geschickt.

Und auch wenn der Klimawandel bei den Waldbränden mit ein Faktor ist, hielt Totschnig fest, dass 85 Prozent aller Waldbrände auf menschliche Ursachen zurückzuführen sind. Bei den 15 Prozent natürlicher Ursachen sind es vor allem Blitzeinschläge, die ein Feuer entfachen. Zentrales Element des Aktionsprogramms soll daher auch die Vermittlung von fünf einfachen Verhaltensregeln sein, wie etwa "im Wald nicht rauchen" bis hin zu der Selbstverständlichkeit "Waldbrände sofort der Feuerwehr melden" - doch in der Realität orte man bei Städtern tatsächlich eine geringere Bereitschaft dazu, gab Vacik abschließend zu bedenken.