Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat nach dem Unfall eines Schlepperfahrzeuges mit drei Toten und mehreren Schwerverletzten am Samstag im Burgenland das Vorgehen der Schlepper scharf kritisiert. "Der tragische Tod von drei Menschen heute am Grenzübergang Kittsee/Jarovce zeigt einmal mehr die Brutalität und Skrupellosigkeit der Schleppermafia", sagte er in einer Aussendung. Es müsse weiterhin entschlossen dagegen vorgegangen werden, betonte er.
Menschen würden "mit völlig falschen Versprechungen gelockt und riskieren dabei ihr Leben", so der Innenminister. "Wie der heutige Vorfall einmal mehr zeigt, zählt das Leben von Menschen für die Schleppermafia nichts – ihr Tod wird einfach in Kauf genommen." Ein "entschlossenes Vorgehen gegen Schlepper und illegale Migration heißt, Menschenleben zu schützen", zeigte sich der Minister überzeugt. "Die Maßnahmen zur Bekämpfung der menschenverachtenden Schlepperkriminalität müssen daher konsequent fortgesetzt werden."
Bis zum 12. August 2022 wurden in diesem Jahr bereits knapp 330 Schlepper festgenommen, verwies der Ressortchef auf die Daten. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeute das ein Plus von 80 Festnahmen.
Derzeit komme es an der ungarisch-serbischen Grenze zum Teil auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Schlepper- und Schmugglerbanden, so Karner. Ende Juli wurde das österreichische Kontingent an der ungarisch-serbischen Grenze auf 55 Polizisten aufgestockt, auch Wärmebildkameras und Drohnen sind demnach dort im Einsatz.
Unfall kurz nach Grenzübergang
Der Unfall ereignete sich laut Informationen der "Krone" Samstag früh an der Abfahrt Kittsee im Bezirk Neusiedl am See, nahe der Grenze zur Slowakei. Es seien auch mehrere Hubschrauber und eine Polizeidrohne im Einsatz, hieß es am Samstagvormittag. Verletzte würden derzeit in umliegende Krankenhäuser geflogen.
Bei dem Unfall wurden drei Menschen, zwei Männer und eine Frau getötet, bestätigte die Polizei Medienberichte. Es gibt sieben Schwerverletzte, darunter auch Kinder. Fünf Rettungshubschrauber waren im Einsatz.
Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen war aus noch ungeklärter Ursache ein Kleinbus verunglückt, in dem sich bis rund 20 Personen befunden haben sollen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um ein Schlepperfahrzeug handelt. Der weiße Kastenwagen hatte laut Polizei eine Kontrolle am Grenzübergang Kittsee/Jarovce durchbrochen und hat sich dann bei der Anschlussstelle A6-Kittsee, nahe der Grenze zur Slowakei, überschlagen. Ursache war überhöhte Geschwindigkeit beim Abbiegen in die erste Ausfahrt der Autobahn.
Im Fahrzeug mit ungarischem Kennzeichen befanden sich ein Schlepper mit russischer Staatsangehörigkeit sowie 20 Personen. Mehrere Personen hätten sich vom Unfallort entfernt bzw. sich einer polizeilichen Anhaltung entzogen – nach ihnen wird gesucht. Der Schlepper wurde festgenommen und wird derzeit einvernommen.
Mehrere Personen flüchteten an dem Unfall von der Unfallstelle – nach ihnen wurde derzeit noch gefahndet.
Fünf Notarzthubschrauber, Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei sind im Großeinsatz. Der Autobahngrenzübergang Kittsee ist bei der Einreise nach Österreich gesperrt.
Erste Reaktion des Innenministers
"Der tragische Tod von drei Menschen heute am Grenzübergang Kittsee/Jarovce zeigt einmal mehr die Brutalität und Skrupellosigkeit der Schleppermafia. Menschen werden mit völlig falschen Versprechungen gelockt und riskieren dabei ihr Leben. Das entschlossene Vorgehen gegen diese Form der organisierten Kriminalität ist aktueller und wichtiger denn je. Wie der heutige Vorfall einmal mehr zeigt, zählt das Leben von Menschen für die Schleppermafia nichts – ihr Tod wird einfach in Kauf genommen", so Innenminister Gerhard Karner.
Erinnerungen an Parndorf geweckt
In den letzten Jahren hatte es immer wieder Tragödien rund um geschleppte Menschen gegeben. In einem Kühllaster waren 2015 bei Parndorf (Burgenland) 71 Flüchtlinge erstickt, im Oktober 2021 starben zwei Geschleppte im Burgenland in einem Klein-Lkw.
Acht Flüchtlinge in Lkw
Bei einer Lkw-Kontrolle in der Gottfried-Schenker-Straße in Wien-Simmering sind Freitagfrüh acht Flüchtlinge im Laderaum entdeckt und zwei rumänische Schlepper festgenommen worden. Die geflüchteten Männer aus Indien und Pakistan im Alter von zwischen 23 und 43 Jahren gaben an, einen Asylantrag stellen zu wollen. Ein Migrant klagte über Schmerzen in der Brust und wurde in ein Spital gebracht, laut Polizei waren die Personen in dem großen Laderaum nicht zusammengepfercht.
Die Beamten der Abteilung Fremdenpolizei und Anhaltevollzug (AFA) hatten bei der Kontrolle zunächst nur den 40-jährigen Lenker aus Rumänien angetroffen. Sein 28-jähriger Landsmann und Komplize war kurz zuvor aus der Fahrerkabine geflüchtet, was aber ein Zeuge beobachtete und der Polizei weitergab. Der zweite Schlepper kehrte einige Stunden nach der Kontrolle zum Fahrzeug zurück und versuchte, dieses aufzubrechen. Ein weiterer Zeuge alarmierte deshalb Beamte des Stadtpolizeikommandos Simmering, die den Mann festnahmen und aufgrund von gefundenen Ausweisen in dem Lkw zu dem vorangegangenen Fall zuordneten. Die beiden beschuldigten Schlepper werden über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in eine Justizanstalt gebracht, teilte die Polizei am Samstag mit.