Das Burgenland hält trotz Kritik etwa des WWF oder der Grünen an der geplanten Wasserzuleitung zum Neusiedler See fest. Zwar sollen auch weitere Möglichkeiten diskutiert werden - so werde auch zu einem Runden Tisch im September mit Interessensvertretern geladen, Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) hält die Zuleitung aus der ungarischen Moson-Donau jedoch für die sinnvollste Variante. Die Bilanz zur Arbeit des Schlammsaugers in der Ruster Bucht fiel indes positiv aus.
Für die Wasserzuleitung wurde mit Ungarn bereits eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet, nun werde an der konkreten Vertragserstellung gearbeitet, so Dorner. Voraussichtlich im September soll mit allen Stake Holdern ein Runder Tisch stattfinden: "Uns ist klar, dass das Thema ein höchst sensibles ist, wir wollen alle einbinden, wir wissen wie der WWF und Birdlife zu dem Thema stehen. Daher wollen wir alle Meinungen vereinen und gemeinsam den Neusiedler See und den Seewinkel nachhaltig absichern."
Die Zeit dränge und daher wolle man die Vorhaben beschleunigen. Die Zuleitung aus der Moson-Donau sei das Ziel, dennoch werden noch weitere Möglichkeiten ausgelotet, zumal die Maßnahmen mit hohen Investitionskosten verbunden sind. Geprüft werde etwa auch eine Zuleitung aus der Donau von österreichischer Seite oder das System um die Wulka und die Leitha. "Aber von der Menge her ist die Moson-Donau sicher am sinnvollsten", er hält diese Variante für die beste, stellte Dorner fest.
"Die Salzlacken um den See werden immer weniger und sind teilweise schon verschwunden. Damit einher geht die Gefahr, dass für Zugvögel Rastplätze verloren gehen. Das hat direkten Einfluss auf die Tourismusbranche", Maßnahmen für die Sicherung des Grundwassers und des Wasserstands seien daher dringend nötig, stellte auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) fest. Seitens des Landes werde bereits einiges unternommen, verwies sie etwa auf die kürzlich vorgestellte Seemanagement GmbH oder Gespräche mit dem Landwirtschaftsministerium über etwaige Förderungen für die Umstellung auf Trockenheitsresistente Kulturen.
Auch sollen bei der Bewässerung moderne Technologien zum Einsatz kommen. Geprüft werde weiters eine restriktivere Vorgangsweise bei den Bewässerungsbewilligungen. Eisenkopf gibt zu bedenken, - wenn auch nicht direkt zu vergleichen -, dass die Menge der Bewässerung den Wasserstand im See um sieben Zentimeter erhöhen würde. Gerade der im Seewinkel angebaute Hybridmais sei sehr bewässerungsintensiv und werde nicht für die Lebensmittelversorgung im Burgenland herangezogen, meinte Eisenkopf und lehnte es ab, die Lebensmittelproduktion gegen die Grundwasserversorgung auszuspielen. Eisenkopf verwies auch auf die Forderung von Birdlife nach einem kontrollierten Abbrennen des Schilfs. Diesem Thema stehe man offen gegenüber. Hierzu brauche es aber eine gesetzliche Änderung auf Bundesebene.
Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich hatte in der ORF-Sendung "Burgenland heute" am Mittwochabend erklärt, dass die Bauern vom Klimawandel massiv betroffen seien und die Darstellung als Sündenbock ablehnen würden. Die Landwirte würden das bewässern, was von der Landesverwaltung genehmigt wurde und seien angehalten, dies nicht in der Mittagshitze zu tun. Es werde auch schon an neuen Technologien für die Bewässerung gearbeitet oder Kulturen umgestellt, so sei etwa im Seewinkel der Anbau von bewässerungsintensiver Zuckerrübe rückläufig. "Die Bauern bewässern, um Lebensmittel herzustellen", betonte Berlakovich.
In der Ruster Bucht wurde in den vergangenen Wochen ein Saugroboter getestet, der die Fahrrinne zum See von Schlamm befreien sollte. Bürgermeister Gerold Stagl (SPÖ) zog am Donnerstag bei der Pressekonferenz mit den Landesregierungsvertretern eine positive Bilanz: "Die Saison ist dadurch gerettet. Der Betrieb ist aufrecht." Punktuell wurden 11.000 Kubikmeter Schlamm aus der Bucht in ein Absetzbecken abgesaugt. "90.000 Euro wurden dafür in die Hand genommen. In Relation dazu, was der Schaden hätte sein können, ist das nichts", so Stagl.
Die Wassertiefe konnte durch diese Maßnahme von 20 Zentimeter auf einen Meter gesteigert werden. "Der See ist nutzbar, man kann schwimmen, segeln, Bootfahren, das ist alles machbar", betonte der Bürgermeister, denn die Berichterstattung über die Trockenheit am See in den vergangenen Wochen habe man durchaus schon bei den Besucherzahlen gemerkt. Die im Juli gestartete Seemanagement GmbH werde nun in den nächsten Wochen das Schlammmanagement ausschreiben. "Wir wollen im Oktober starten mit operativen Maßnahmen an mehreren Standorten", so Dorner.
Kritik durch WWF und Grüne
Der WWF sprach sich gegen die geplante Wasserzuleitung aus der ungarischen Moson-Donau in den Neusiedler See aus und warnte vor einer solchen künstlichen Dotierung. Die Zuleitung hätte "katastrophale ökologische Folgen" und würde letztendlich erst recht zur Verlandung des Gewässers führen, erklärte Biologe Bernhard Kohler vom WWF Österreich in einer Aussendung.
Als echter Steppensee schwanke der Neusiedler See regelmäßig zwischen tiefer Überflutung und gänzlicher Austrocknung. "Er braucht regelmäßige Trockenphasen, in denen sich der angesammelte Schlamm an der Luft zersetzen kann", so Kohler. Um diese Trockenphasen zu ermöglichen und gleichzeitig den Salzanteil zu erhalten, fordert der WWF daher die Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Wasserhaushalts. Anstatt in nassen Jahren wertvolles Wasser und Salz über den Einserkanal abzuleiten und dafür Donauwasser zuzuleiten, sollten frühere Überschwemmungsräume im Südosten des Sees wieder angebunden werden.
Die 90 Millionen Euro, die für den Bau des Kanals veranschlagt werden, würden ausreichen, um in Ungarn ehemalige Überschwemmungsflächen abzulösen, die Anfang des 20. Jahrhunderts abgedämmt wurden. Das stillgelegte Land könnte dem See als Speicherraum zurückgegeben und dadurch insgesamt höhere Wasserstände zugelassen werden. Flankierend können Seebäder und Zufahrten hochwassersicher umgebaut werden, hieß es weiters.
Die Grünen sahen ihre wiederholt geäußerte Kritik an der Zuleitung durch den WWF bestätigt. Dies wäre "viel zu kurzsichtig", erklärte Naturschutzsprecher Wolfgang Spitzmüller ebenfalls in einer Aussendung.