Die beiden Wölfe in Tirol mit den Bezeichnungen "108 MATK" und "121 FATK" bleiben, trotzdem sie offenbar Welpen führen, zum Abschuss freigegeben. Eine eingelangter DNA-Befund besagt, dass ein bei Schafsrissen am 9. Juli im Osttiroler Lavant nachgewiesener Wolf mit hoher Wahrscheinlichkeit von den beiden "Problemwölfen" abstammt, teilte LHStv. und Agrarlandesrat Josef Geisler (ÖVP) am Dienstag mit. Der WWF protestierte scharf gegen die Vorgangsweise und kündigte Beschwerde an.

"Wir müssen Rudel verhindern"

Weitere Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den mittlerweile sieben verschiedenen, im heurigen Jahr in Osttirol nachgewiesenen Wolfsindividuen, seien bei den DNA-Abgleichen bisher nicht festgestellt worden, so Geisler. "Diese Problemwölfe töten nicht nur Schafe, sondern auch nahezu ausgewachsene Rinder. Sie sind eine Bedrohung für sämtliche Almtiere. Wir müssen unbedingt verhindern, dass sich ein Rudel bildet, das selbst Rinder reißt", betonte der Landeshauptmannstellvertreter. Die "Entnahme" sei rechtlich gedeckt. Dies bestätige auch ein vom Land in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten.

Die beiden Wölfe, ein weibliches und ein männliches Individuum aus einer italienischen Population, waren bei Rissen vom 24. Juli in Lavant nachgewiesen worden. 17 Schafe und eine Ziege waren verendet. Außerdem wurde auf der Lavanter Alm ein Ochse getötet, "mit hoher Wahrscheinlichkeit" von einem Wolf, hatte es seitens des Landes geheißen. Das zuständige Fachkuratorium, das über den Umgang mit großen Beutegreifern entscheiden soll, empfahl daher den Abschuss der beiden Tiere.

WWF spricht von "Tabubruch"

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert Geislers "Festhalten am Abschussbescheid" trotz der beiden Welpen. Die Vorgangsweise sei "ein erschreckender Tabubruch", erklärte Christian Pichler, Wolfsexperte des WWF Österreich, in einer Aussendung. Geisler wisse, dass die Welpen auf die Versorgung durch die Elterntiere angewiesen seien. Trotzdem halte er am Abschuss fest: "Das ist weder rechtlich, fachlich noch moralisch akzeptabel". Es brauche eine Prüfung des Bescheids durch das Landesverwaltungsgericht. "Wir werden Beschwerde gegen den Abschuss einlegen", kündigte Pichler an - wie schon bei einem weiteren "Problemwolf" zuvor. Aufgrund des Nachweises von Jungtieren der beiden Wölfe anhand der DNA-Analyse weise die Karte des "Österreichzentrum Bär Luchs Wolf" die Wolfsfamilie bereits als neues Rudel aus, betonte man beim WWF.

Das Thema Wolf und Bär regt in Tirol seit einigen Jahren auf und erhitzt auch im aktuellen Landtagswahlkampf die Gemüter. In der letzten Landtagssitzung vor dem Sommer wurde mit einer Mehrheit der Koalitionäre ÖVP und Grünen ein Beschluss gefasst, der eine Prüfung von Weidezonen ermöglicht. In den Zonen soll der Umgang mit den Tieren definiert werden. Die Opposition hatte aus Protest gegen Schwarz-Grün geschlossen dagegen gestimmt. Erst vor einem Jahr wurde das Fachkuratorium eingerichtet, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Bis dato wurde trotz Abschussbescheiden noch kein Wolf offiziell getötet.