Die Zahl der Anmeldungen zum häuslichen Unterricht für das Schuljahr 2022/23 ist gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden bis zum Fristende am letzten Schultag vorläufig 4601 Kinder von der Schule abgemeldet, hieß es aus dem Bildungsministerium. Diese Zahl dürfte noch weiter sinken, weil diese Anzeigen zurückgenommen bzw. untersagt werden können. 2021/22 gab es noch rund 7500 Abmeldungen.
In Österreich gilt keine Schul-, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Kinder können also auch häuslichen Unterricht oder eine Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (diese haben selbst nicht das Recht zur Vergabe von Schulzeugnissen, Anm.) besuchen. Das muss der jeweiligen Bildungsdirektion aber jeweils angezeigt werden – diese wiederum kann dies untersagen, "wenn mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die ... Gleichwertigkeit des Unterrichtes nicht gegeben ist". Auch Schülerinnen und Schüler, die eine Deutschförderklasse besuchen müssen, dürfen nicht in den häuslichen Unterricht.
Im Vorjahr wurden vor allem aufgrund der Corona-Vorgaben zunächst 7500 Kinder und damit dreimal mehr als in normalen Jahren von der Schule abgemeldet. Im Lauf des Schuljahrs kehrte davon wieder ein Drittel zurück. Der Rest musste zur erfolgreichen Absolvierung der jeweiligen Schulstufe am Ende des Schuljahrs eine Externistenprüfung machen – diese fielen heuer prompt deutlich schlechter aus als in den Vorjahren, viele traten auch gar nicht erst an und blieben damit sitzen.
Aufgrund der gestiegenen Zahl der Abmeldungen wurden heuer die Regeln verschärft. Abmeldungen für das kommende Schuljahr müssen seither bereits bis Beginn der Sommerferien angezeigt werden, früher war dies bis Ferienende möglich. Außerdem wurden die Externistenprüfungen in diesem Jahr gebündelt von eigenen Kommissionen abgenommen, um Prüfungstourismus in bekannt "leichte" Schulen zu verhindern. Eltern wurden außerdem zum Semesterwechsel zu "Reflexionsgesprächen" geladen.
Bildungsminister begrüßt Maßnahme
"Wir haben eine Vielzahl an Maßnahmen getroffen, um die Qualität im häuslichen Unterricht sicherzustellen", so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung. "Es ist sehr erfreulich, dass sich wieder viele Eltern dafür entscheiden, ihre Kinder in die Schule zu schicken und nicht zu Hause zu unterrichten. Ich bin davon überzeugt, dass das Lernen in einer Klassengemeinschaft mit ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen ein essenzieller Faktor für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn ist."
In Niederösterreich wurden für das kommende Schuljahr 1.056 Kinder zum häuslichen Unterricht abgemeldet, in der Steiermark 838, in Oberösterreich 822, in Wien 497, in Tirol 438, in Kärnten 339, in Salzburg 283, in Vorarlberg 209 und im Burgenland 119. Damit wurden in allen Ländern Rückgänge verzeichnet.
Diese Zahlen werden noch weiter sinken. Die Schulbehörden untersagen die Anmeldungen etwa dann, wenn die Kinder schon im Vorjahr abgemeldet waren und die Externistenprüfungen nicht erfolgreich absolviert haben. Das Schuljahr muss dann in der regulären Schule wiederholt werden. Außerdem kann jederzeit wieder in eine Schule mit Öffentlichkeitsrecht gewechselt werden.