Während in den städtischen Grünflächen des Alpenraumes eine Vielzahl an nicht heimischen Baumarten rund 80 bis 90 Prozent des Gesamtbestandes ausmachen, halten sie in Österreichs Wäldern bisher erst einen Anteil von weniger als zwei Prozent. Die Tendenz sei "ganz leicht steigend", wozu u.a. der Klimawandel beitrage, so die Forscherin Katharina Lapin zur APA. Man sollte daher verstärkt darüber nachdenken, was die Verwendung von einst fremden Arten in einer Region bewirken kann.

Über drei Jahre hinweg hat ein weitverzweigtes Team um die Wissenschaftlerin vom Wiener Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) die Situation um nicht heimische Baumarten, wie etwa die Robinie, die Douglasie oder die Roteiche analysiert, und die Ergebnisse in wissenschaftlichen Publikationen, Handbüchern oder auf einem Youtube-Videokanal festgehalten. Ein zentrales Ergebnis des EU-geförderten ALPTREES-Projekts mit Partnern aus dem gesamten Alpenbogen ist ein neues System zur Risikobewertung und längerfristigen Beobachtung.

Insgesamt stattliche rund 530 in Europa ursprünglich nicht anzutreffende Arten zählt man bis dato. Manche schafften den Sprung hierher schon vor Jahrhunderten – in den meisten Fällen durch menschliches Zutun. So säumten etwa ursprünglich aus Südostasien stammende Götterbäume schon im 19. Jahrhundert die Wiener Ringstraße, wie Lapin erklärte. Außerhalb von Städten, Park- und Gartenanlagen dauerte es jedoch recht lange, bis der Götterbaum nennenswerte Stückzahlen erreichte. Heute ist er mancherorts als "invasiv" anzusehen, also als potenzieller Verdränger angestammter Bäume, den man nur sehr schwer oder gar nicht wieder loswird.

Das Beispiel zeigt einerseits, welche Einfallstore der Mensch den Gewächsen bietet, und andererseits, wie lange es letztlich dauern kann, bis Bäume sich einen neuen Lebensraum richtig erschließen, erklärte die Forscherin. Dabei hilft so mancher an Wärme besser angepasster Art auch der fortschreitende Temperaturanstieg. Daher ist für Lapin klar, dass es "Vorsicht" im Umgang mit nicht heimischen Bäumen und dementsprechend eine echte, strukturierte Auseinandersetzung damit braucht, was ein Pflanzen einer solchen Art in einem bestimmten Gebiet auch längerfristig für Auswirkungen zeitigen kann.

Forstmanagement in Städten wichtig

Außerdem brauche es mehr Zusammenarbeit zwischen Akteuren, die etwa im städtischen Raum für das Management von Bäumen zuständig sind, sowie Forstmanagern im ländlichen Raum – auch über die Staaten hinweg. Richtig in den alpin geprägten Wäldern unserer Breiten angekommen sind bisher rund 20 Arten – also deutlich weniger als in den Städten, berichtete Lapin. Sie spielen auch in der Holz verarbeitenden Industrie bisher nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Auch was das wirtschaftliche Potenzial betrifft, sollte das Motto "Bewertung vor Verwendung" gelten. Das treffe auch auf das Thema "Schädlinge" zu: So hafte vielen hierzulande neuen Arten der Nimbus an, dagegen besser gewappnet zu sein. Einer wissenschaftlichen Analyse halte die Annahme aber oft nicht stand, so die Forscherin.

Trotzdem gebe es gute Argumente für den bewussten Einsatz neuer Arten. Wenn durch die Erwärmung und ihre Folgen alteingesessene Bäume weiter unter Druck geraten, könne man "unter Umständen" mit nicht heimischen Baumarten das Risiko eines größeren Ausfalls abmildern. Die Baumzusammensetzung insgesamt müsse man höchstwahrscheinlich irgendwie anpassen, zeigte sich Lapin überzeugt: "Es gibt aber keine Art, die alle Probleme lösen könnte." In Frankreich setze man mancherorts etwa auf Zedern. Hier brauche es Erfahrungsaustausch, um abzuschätzen, wie sich die Art dort verhält. "In Deutschland gibt es wiederum viele Erfahrungen mit der Douglasie."

Eine weitere Erkenntnis: Österreich geht bei der Verwendung neuer Baumarten in Wäldern einen eher konservativen Weg. Lapin: "In Städten und Gärten aber nicht." Es brauche jedenfalls noch viel Forschung, um sagen zu können, mit welchen Baumarten man lokal angepasst die Klimaveränderung sinnvoll begleiten kann.