In den vergangenen drei Jahren kamen in Österreich
auf Freilandstraßen insgesamt 628 Menschen bei Verkehrsunfällen ums
Leben, das waren 56 Prozent aller Verkehrstoten, wie eine aktuelle
VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Die
größte Opfergruppe waren Pkw-Insassen, die zweitgrößte
Motorradfahrer. Tempo 80 statt 100, wie zuletzt von vielen
Fachleuten vorgeschlagen, reduziert den Anhalteweg und damit das
Unfallrisiko, betonte der VCÖ.

Eine am Wochenende veröffentlichte Studie der
Forschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr sprach sich für
die Senkung der Tempolimits auf Autobahnen, Freilandstraßen und im
Ortsgebiet aus. "Gerade auf Freilandstraßen würde Tempo 80 statt 100
einen wichtigen Beitrag leisten, um die extrem hohe Anzahl tödlicher
Verkehrsunfälle auf diesen Straßen zu reduzieren", stellte
VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall außerhalb des
Ortsgebiets (inklusive Autobahnen und Schnellstraßen) war die
Geschwindigkeit die Hauptursache, machte der VCÖ aufmerksam. Die
zweithäufigste Unfallursache – Ablenkung und Unachtsamkeit –
verursachte jeden vierten tödlichen Verkehrsunfall außerhalb des
Ortsgebiets.

Der VCÖ wies darauf hin, dass Österreich in den vergangenen
Jahren seine Verkehrssicherheitsziele – trotz Rückgangs infolge der
Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie – deutlich verfehlt hat. So
lautete das Ziel für das Jahr 2020, die Zahl der Todesopfer im
Straßenverkehr auf weniger als 312 zu reduzieren, tatsächlich
verloren aber 344 Menschen ihr Leben bei einem Verkehrsunfall. Und
anstatt zu sinken, nahm die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2021 auf
362 zu. Heuer stieg die Anzahl der Todesopfer im Straßenverkehr in
den ersten sieben Monaten weiter an.

"Niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen erhöhen die
Verkehrssicherheit und reduzieren zusätzlich den Spritverbrauch, den
CO₂-Ausstoß und den Verkehrslärm", stellte Schwendinger fest. Als in
der Schweiz im Jahr 1985 zunächst provisorisch und ab dem Jahr 1990
dauerhaft das Tempolimit von 90 auf 80 km/h reduziert wurde, ging
die Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent zurück. In Tirol galt
Anfang der 1990er-Jahre für rund drei Jahre Tempo 80 statt 100 auf
Freilandstraßen. Die Zahl der Verkehrstoten ging deutlich zurück.
Nach Aufhebung von Tempo 80 durch den Verfassungsgerichtshof nahm
die Zahl der Verkehrstoten wieder deutlich zu.

Neben einem niedrigeren Tempolimit und den entsprechenden
Kontrollen zur Einhaltung sind dem VCÖ zufolge in den Regionen auch
mehr Discobusse und Anrufsammeltaxis wichtig, um dort die Zahl
schwerer Verkehrsunfälle insbesondere am Wochenende zu reduzieren.
Auch baulich getrennte Geh- und Radwege entlang von Freilandstraßen
sowie sichere Übergänge im Bereich von Siedlungen und
Bushaltestellen seien wichtig.

In der vergangenen Woche starben laut Innenministerium neun
Personen bei Verkehrsunfällen. Es kamen demnach vier Pkw-Lenker, ein
E-Bike-Lenker, ein Fußgänger, ein Mopedlenker, ein Motorradlenker
und ein Mitfahrer in einem Pkw bei acht Verkehrsunfällen ums Leben.
Vermutliche Unfallursachen waren in drei Fällen Unachtsamkeit/Ablenkung, in zwei Fällen eine Vorrangverletzung und
in jeweils einem Fall eine Alkoholisierung, nichtangepasste
Geschwindigkeit und Übermüdung.